Noch hat die weltweite Finanzkrise dem Fremdenverkehr ihren Stempel nicht aufgedrückt. Konjunkturtief hin, Rezession her, Deutsche, Italiener oder auch Russen verbringen ihren Winterurlaub nach wie vor am liebsten in Österreich.

Auftakt schwer in Ordnung. Die Wintersaison 2008/09 (November bis April) startete im November mit 3,6 Millionen Nächtigungen immerhin auf Vorjahresniveau. Bei den nächtigungsstarken Herkunftsländern haben Deutschland und die Schweiz sogar leicht zugelegt, bei Tschechen, Polen oder Russen gab es sogar hohe, zweistellige Zuwachsraten.

Ausgebucht. Auch rund um die Weihnachtsfeiertage kamen heimische Hoteliers kaum zum Verschnaufen. Die Betten waren überwiegend ausgebucht, Tirol bewegte sich auf Rekordniveau, die Steiermark verzeichnete einen sehr zufriedenstellenden Buchungsstand, und in Kärnten sorgten die Rekordschneefälle im Dezember für einen zusätzlichen Schub an Anfragen bei den Beherbergungsbetrieben.

Sehr gutes Silvestergeschäft. In diesem Tempo ging es auch in den letzten Tagen weiter. Das Silvester-Geschäft war "sehr, sehr gut", resümierte der Tourismus-Obmann der Wirtschaftskammer Österreich, Hans Schenner, selbst die Umsätze hätten sich sehen lassen können. Bis kommenden Samstag seien die heimischen Hotels jedenfalls "tadellos gefüllt".

Viele Raketen, weniger Champagner. Während angeblich noch mehr Raketen und Kracher gekauft wurden als die Jahre zuvor, dürften Österreicher und ausländische Gäste die Champagnerkorken diesmal allerdings nicht so krachen gelassen haben. Beim französischen Schaumwein habe es einen Einbruch gegeben, weiß Schenner, beziffern konnte er den Rückgang aber nicht.

Viele Gäste aus Russland.Das Manko dürfte allerdings nicht den Russen angelastet werden können. Wie schon in den Vorjahren landeten vor allem am 30. Dezember und am 2. Jänner wieder Dutzende Chartermaschinen aus Russland in Innsbruck und Salzburg. Die großen Favoriten bei den Russen waren einmal mehr Sölden, Ischgl und Mayrhofen. In Sölden kommt in der Woche rund um das orthodoxe Weihnachtsfest (7. Jänner) bereits jeder dritte Gast aus Russland. Ob Russen angesichts der Finanzkrise, die das Vermögen der Oligarchen 2008 um 111 Milliarden Euro geschmälert haben soll, immer noch so spendabel sind, bleibt indes abzuwarten. Immerhin haben sie im Vorjahr pro Tag mit 430 Euro fast das Vierfache des österreichischen Gastes (114 Euro) ausgegeben.

Passable Nächtigungszahlen. Nach dem guten Start rechnen Touristiker auch für die nächsten Wochen mit passablen Nächtigungszahlen. Die Finanzkrise drücke zwar auf die Reiselust, glauben Wirtschaftsforscher, das sollte die Wintersaison aber noch nicht tangieren. Ab März erwartet Egon Smeral vom Wirtschaftsforschungsinstitut aber auch in Österreich "spürbare Nachfragerückgänge", er bleibe jedoch verhalten optimistisch.

Zukunftsprognosen. Wohin die Reise nach dem Winter geht, wagt niemand exakt zu prophezeien. Smeral rechnet mit einem Rückgang der europäischen Tourismuswirtschaft von fünf Prozent, für Österreich erwartet er einen Rückgang von 2,8 Prozent. Unserem Land, so seine Hypothese, würden einige Sonderfaktoren zugute kommen. Da primär Fernreisen verlieren, profitiere Österreich von seinem hohen Anteil an deutschen Gästen (siehe auch unsere Grafik), die überwiegend mit dem Auto anreisen. Noch sind aber auch deutsche Urlauber hochgradig unentschlossen. Finanzkrise, Abgeltungssteuer und Gesundheitsfonds machen bei unserem nördlichen Nachbarn keine gute Laune auf Urlaubspläne, erst die Buchungen in den kommenden Wochen, so Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), würden zeigen, wie das Reisegeschäft im Gesamtjahr 2009 laufen könnte.

Super Ausblick. In der Steiermark ist man - zumindest für die nähere Zukunft - aber auf jeden Fall optimistisch. Georg Bliem, Geschäftsführer der Steiermark Tourismus GmbH, ortete in den vergangenen Tagen eine "ungeheure Schibegeisterung" und den Drang der Gäste "nach Natur und frischer Luft". Die steirischen Top-Schiregionen wie Dachstein-Tauern, Murau und Salzkammergut seien zuletzt zwischen 95 und 98 Prozent ausgelastet gewesen, enormes Interesse bestehe zudem an kurzfristigen Buchungen. Sehr stark nachgefragt seien die Ferienzeiten im Feber und März, wobei heuer da vor allem die gute Aufteilung der Ferienzeiten in Europa von Vorteil sei.