Das Jahr 2011 wird für die Post ein Schicksalsjahr. Das Monopol, das Alleinzustellungsrecht der Post bei leichten Briefen bis 50 Gramm wird von der EU aufgehoben. Nach der Liberalisierung können auch private Anbieter in diesem einträglichen Segment tätig werden. Die Zukunft wird auch für die Generali Versicherung härter, die in Kooperation mit der Post ihre Polizzen bewirbt und vertreibt.

1. Wie viel Marktanteil hat die Post in Österreich?
ANTWORT: Beim für den Ertrag wichtigen Paketdienst zwischen Firmen sind es nach Eintritt des Konkurrenten Hermes (siehe Grafik) nur noch fünf Prozent. Beim Versand von Lieferant zu Privatkunden hat die Post 45 Prozent Anteil, beim Packerlversand zwischen Privatkunden 95 Prozent. Bei Briefen bis zu 50 Gramm stellt die Post 98 Prozent der Sendungen zu.

2. Ab 2011 wird das Segment der leichten Briefe - über 50 Gramm ist die Zustellung bereits liberalisiert - frei gegeben. Was bedeutet das für die Post?
ANTWORT: Die Folgen sind noch nicht exakt abzusehen. Die Post rechnet intern jedoch mit einem Umsatzverlust von gut 220 Millionen Euro. Im Vorjahr wurden mit leichten Briefen 1,38 Milliarden Euro umgesetzt.

3. Worauf gründen sich diese Berechnungen?
ANTWORT: Auf die Erfahrungen mit der völligen Freigabe der Briefzustellung in Großbritannien, Deutschland, Schweden und Finnland.

4. Zu welchen Veränderungen ist es in diesen Ländern gekommen?
ANTWORT: Der Umsatz der Briefpost ist zwischen 20 und 30 Prozent zurück gegangen.

5. Die Universaldienst-Verordnung sieht die Post als Klotz am Bein an. Warum?
ANTWORT: Darin wird der Post vorgeschrieben, dass sie Abholung, Annahme und Sortierung von Briefsendungen und zudem Paketen bis 20 Kilo Gewicht betreiben muss. Außerdem ist die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Postgeschäftsstellen gesetzlich geregelt.

6. Das heißt, dass die Schließung von Postämtern nicht gesetzeskonform ist?
ANTWORT: Nein. Postgeschäftsstellen können sowohl Postfilialen als auch Post-Servicestellen und Post-Partner sein.

7. Was ist der Unterschied zwischen Post-Filiale, Post-Servicestelle und Post-Partner?
ANTWORT: Die Post-Filiale bietet sämtliche Dienste der Post an, vom Briefmarkenverkauf bis zum Verkauf von Internetanschlüssen. Post-Partner sind Unternehmer wie z. B. Kaufmann oder Gastwirt, die gewisse Postleistungen erbringen. Gegenüber dem Post-Partner bietet die Servicestelle ein weiter eingeschränktes Angebot, etwa nur die Briefannahme in einem Gemeindeamt. 211 Post-Partner gibt es derzeit. Von den früher mehr als 3500 Postämtern sind 1305 übrig geblieben.

8. Wird die Post in Anbetracht der Konkurrenz gegen den Universaldienst etwas unternehmen?
ANTWORT: Morgen legt der Postvorstand dem Aufsichtsrat ein Strategiepapier vor. Der Universaldienst soll entweder für alle gelten oder für keinen. Private Konkurrenz der Post kann sich aus derzeitiger Gesetzeslage z. B. nur in gewinnträchtigen und kostengünstigen Ballungszentren etablieren, während die Post auch dünner besiedelte Regionen mit viel Zeit- und Kostenaufwand versorgen muss.

9. Gibt es Beispiele, wo stärkere Kostengerechtigkeit herrscht?
ANTWORT: In Deutschland wurde für Postzusteller ein Mindestlohn eingeführt, der auch für private Dienste gilt.

10. Mit welchen starken Konkurrenten hat die Post zu rechnen?
ANTWORT: Das ist einmal die holländische TNT, die in Österreich als Partner von redmail Fuß gefasst hat. Auch der Deutschen Post - sie meldet derzeit aber Verluste - wird Interesse am österreichischen Markt nachgesagt, ebenfalls bekundet hat das Interesse die französische Post.

11. Mit welchen Ideen wird sich die Post dem Wettbewerb stellen?
ANTWORT: Einiges ist im Strategiepapier enthalten, das unter Verschluss gehalten wird. Bekannt wurden im Paketbereich der zweite Zustellversuch, wenn der erste fehl schlug, und die Zustellung am Samstag, die zuvor nicht praktiziert wurde.

12. Was ist das Ziel im Personalstand?
ANTWORT: Mit den derzeit errechneten 8800 Freisetzungen soll der Belegschaftsstand bis 2015 auf 14.150 Personen sinken. Gegenwärtig sind noch 22.950 Beschäftigte im Dienst. 60 Prozent davon, das sind 13.770 Frauen und Männer, sind pragmatisiert, also Beamte und dadurch nicht kündbar.