Erst machte es nur als Gerücht die Runde, jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass dieser Plan ein reales Sparszenario des AUA-Managements ist. Demnach könnten die Zubringerflüge von Graz nach Wien vor dem Aus stehen. Stattdessen soll ein "Domestic-Bus-Shuttle" eingerichtet werden - eine Linienverbindung, bei der man am Grazer Flughafen eincheckt, aber eben per Bus nach Schwechat reist.

"Eine Variante". In der Steiermark schrillen alle Alarmglocken, der Wirtschaftsstandort ist in Gefahr. Der Eigentümervertreter des Flughafens Graz, Graz-AG-Vorstand Wolfgang Malik, bestätigte gegenüber der Kleinen Zeitung gestern: "Ja, ich habe die Spitzen von Stadt Graz und Land informiert. Ich fürchte, dieses Szenario steht als Variante im Raum."

Gut ausgelastet. 29 Linienflüge pro Woche zwischen Graz und Wien führt die Austrian im aktuellen Winterflugplan. Die Früh- und Abendverbindungen sind bestens ausgelastet. Pro Jahr nehmen rund 140.000 Passagiere den Flieger zwischen Graz und Wien (siehe Infobox). Die AUA dementiert gegenüber der Kleinen Zeitung, dass die Einstellung der Linienflüge Graz-Wien geplant sei. "Selbstverständlich werden wir die Bundesländer auch weiterhin mit Linienflügen an Schwechat anbinden", betont Airline-Sprecherin Livia Dandrea-Böhm.

Horrorszenario für Graz. Doch hat die AUA schon mehrfach durchklingen lassen, dass sich die Linie nach Graz nicht rechne, heißt es in der Branche. Der kursierende Sparplan trifft nicht nur die steirische Landeshauptstadt, auch für Linz komme ein Schnellbus-Shuttle in Frage. Für den Grazer Flughafen-Direktor Widmann ist das ein Horrorszenario: "Für den Morgenflug hieße das, dass Passagiere in Graz um vier Uhr in der Früh in den Bus einsteigen müssten." Und Malik unterstreicht: "Die Landesregierung, die Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer, alle Kräfte sind gefordert, mit uns für diese Linienflüge und den Standort zu kämpfen."

Ein Fünftel der Flüge. In Summe geht es um 3400 Flugbewegungen ab Graz pro Jahr - ein Fünftel der Linienflüge. Das Modell der Shuttle-Busverbindung ist in der Flugbranche durchaus gängig. Insbesonders die Lufthansa, einer der potenziellen AUA-Käufer, hat dies auch schon umgesetzt. Insider kritisieren daher auch, die Sparvariante mit den Bussen sei vorauseilender Gehorsam gegenüber dem potenziellen Käufer.

Schuldenverteilung. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber kann sich, erklärte er gestern, eine Übernahme der AUA vorstellen, konkretere Aussagen wolle er wegen des "laufenden Verfahrens" jedoch nicht machen. Die AUA habe eine schwache Erlös- und Kostenstruktur. Mayrhuber fordert eine "faire Verteilung der Altlasten", sprich Schulden der AUA, die bei rund einer Milliarde Euro liegen. Garantien für den Erhalt des Firmenstandorts und damit der Auslastung des Flughafens Wien könne die Lufthansa nicht geben, sagte Mayrhuber: "Eine Übernahme muss sich für den Konzern lohnen." Die Lufthansa werde aber keine Chance verstreichen lassen.