Kernschmelze an den Aktienmärkten: Die Angst vor den Folgen der Finanzmarktkrise und einer weltweiten Rezession hat die Anleger am Freitag rund um den Globus in Panik versetzt. Binnen weniger Minuten nach Handelsbeginn sackte der Dow Jones Index in New York um nahezu 700 Punkte ab, erholte sich leicht und ging nach einer Rede von US-Präsident George W. Bush wieder auf Talfahrt. An den sieben vorherigen Handelstagen hatte das Börsenbarometer der wichtigsten Industrienation bereits 2.271 Punkte verloren.

DAX stürzte ab. Der Deutsche Aktienindex (DAX) stürzte bis zum Nachmittag zeitweise um fast 12 Prozent in die Tiefe. Neben Aktien des Halbleiterherstellers Infineon (minus 20 Prozent) standen wieder einmal Banktitel unter Druck. Die Aktie der Deutschen Bank verlor 17 Prozent. Im Laufe der letzten 12 Monate ist das Papier von einem Kurs von mehr als 90 Euro auf 30 Euro gesackt. Der Wiener ATX ging bis gegen 18.00 Uhr um 7,37 Prozent auf 2.002,05 Punkte zurück. Auch in Paris, London und der Schweiz setzte sich der Ausverkauf fort. An den Börsen in Wien, Bangkok und Jakarta wurde der Aktienhandel vorübergehend ausgesetzt.

Analysten fassungslos. Analysten zeigten sich angesichts des dramatischen Absturzes fassungslos und ratlos. Marktbeobachter sprachen von "Bungee Jumping ohne Gummiseil". An der Tokioter Börse verlor der Leitindex Nikkei im Handelsverlauf teilweise 11,4 Prozent, er schloss mit einem Minus von 9,6 Prozent. Der Hang Seng in Hongkong sowie Australiens Börse sackten jeweils um gut 8 Prozent ab.

Kernschmelze. "Wir sehen eine Kernschmelze an den Börsen der Welt, ausgelöst durch die wachsende Angst vor einer weltweiten Rezession", sagte Kazuhiro Takahashi vom Versicherer Daiwa Securities SMBC. Investmentexperte Jack Ablin von der Harris Private Bank sprach von extremer Angst und Panik an den Börsen. "Der Trend läuft gegen den Markt und niemand will von diesem Zug getroffen werden".

Was soll man tun? Die St. Galler Privatbank Wegelin fragte in ihrem Marktbericht ratlos: "Was soll ein Berichtverfasser angesichts solch niederschmetternder Keulenschläge an den Weltbörsen noch von sich geben?". Der Großrückzug der Investoren sei voll im Gang. Die Wertvernichtung des Sieben-Tage-Crashes sei signifikant und dies obwohl oder gerade weil die Regierungen, Notenbanken und Behörden rund um den Globus mit diversen Rettungsplänen und Maßnahmen versucht hätten, gegenzusteuern.

Skepsis. Mit Skepsis beurteilen Investoren das Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der G-7-Staaten am Wochenende in Washington. "Die Investoren sind sich nicht so sicher, dass die G-7 effektive Schritte einleiten werden, um die globale Finanzkrise einzudämmen", sagt Yutaka Miura von der Versicherung Shinko Securities.