In Ihrer ersten Periode als Industriellenchef war die Flexibilisierung der Arbeitszeit Ihr Leibthema. Hat es Ihnen die EU jetzt aus der Hand genommen?
VEIT SORGER: Wir sind mit dem Thema vorangegangen und die EU hat uns jetzt darin bestätigt.

Nicht Arbeitslosigkeit ist in Zukunft das Problem, sondern der Mangel an Fachkräften. Hat die Industrie ein Rezept?
SORGER: Es gibt einen Paradigmenwechsel: Statt uns um Vollbeschäftigung zu sorgen, müssen wir schauen, wo wir Arbeitskräfte bekommen. Da gibt es große Versäumnisse, auch in den eigenen Reihen. Pflege und Aufbau der Lehrlinge ist vernachlässigt worden, das Abschotten des Arbeitsmarktes war ein Fehler. Heute brauchen die Nachbarn ihre Fachkräfte selbst. Lehrlinge heißen bei uns aus Imagegründen ab sofort Industrietechniker.

Sie sind für eine Steuersenkung. Ist das nicht plakativ? Wer wollte nicht weniger Steuern zahlen?
SORGER: Wenn wir Leistung in den Vordergrund stellen wollen, muss das honoriert werden. Unsere Steuerlast ist mit 43 Prozent im Schnitt absolut zu hoch. Mit diesem Spitzensatz bekommt man keine Wissenschaftler. In Prag zahlen Spitzenmanger 19 Prozent Steuer, bei uns 49 Prozent. Warum sollten sie nach Österreich kommen? Die Auswirkung ist, dass immer mehr Headquarters absiedeln. Der Steuersatz muss runter.

Gibt es Spielraum dafür?
SORGER: Die Absenkung würde sich zu einem gewissen Grad selbst finanzieren, wie bei der Körperschaftssteuer. Eine hohe Steuerlast vertreibt Arbeit und erzeugt sie nicht.

Wie geht es der Industrie mit den hohen Energiepreisen?
SORGER: Eine bessere Energieeffizienz macht ungeahnte Kräfte frei. Daher ist die jetzige Situation, so schlimm sie auch ist, vielleicht sogar ein Glück. Die Österreichische Industrie mit ihrer Innovationskraft schafft auch das.

Wo könnte man ansetzen?
SORGER: Stichwort: Energiesparlampen. Wenn man sich die Ziffern vor Augen führt, gibt es keinen Grund, warum man sie nicht einsetzen soll. Öffentliche Stellen sollen einmal anfangen. Das hat nichts mit Regulierung, sondern mit Vernunft zu tun. Es gibt Lenkungsmaßnahmen. Das hat nichts mit Regulierung sondern mit Vernunft zu tun.