Hätte es Zugeständnisse des Handels, mit Milch keine Aktionen mehr zu machen, auch ohne Druck des Milchstreiks gegeben?
GERHARD WLODKOWSKI: Es war am Anfang der Bauernbund, der in Kundgebungen den Handel darauf hingewiesen hat, dass Preissenkungen, wie es sie in Deutschland gab, bei uns katastrophale Auswirkungen hätten. Für uns war schon damals eine Grenze erreicht. Jetzt ist die Situation durch die Vorgänge in Deutschland hochgespielt worden. Wir waren es, die Handel und Milchverarbeiter an einen Tisch brachten und dieses Ergebnis verhandelten.

Wenn Sie sagen, Deutschland sei von Bedeutung gewesen, heißt das aber, dass der Milchstreik eine wichtige Rolle gespielt hat.
WLODKOWSKI: Eine Rolle gespielt vielleicht, aber die Kontakte, die zu den Verhandlungen und zu dem Ergebnis geführt haben, kommen von uns. Die Spitzenvertreter des Handels sind nicht beeindruckt von den Streik-Aktionen. Bei uns ist der Milchpreis für die Bauern noch bei rund 39 Cent pro Liter ohne Mehrwertsteuer, in Deutschland teilweise bei 27 Cent.

Heißt das, beim Preisniveau wie in Deutschland hätten auch Bauernbund und Kammer so etwas wie einen Milchboykott unterstützt?
WLODKOWSKI: Dann hätte es auch von unserer Seite massive Aktionen gegeben. Mit Kundgebungen hätten wir uns nicht begnügt.

Funktionäre auf Bezirkebene haben den Milchstreik unterstützt oder gut geheißen. Haben Sie ihre Funktionäre noch im Griff?
WLODKOWSI: Es gibt eine gemeinsame Vorgangsweise, aber keinen Maulkorb. Da unterscheiden wir uns von anderen Gruppierungen.

Es ist nicht das erste mal, dass die offizielle Agrarvertretung hinterher hinkt, wenn es um neue Entwicklungen geht. Es gibt den Eindruck, dass die Landwirtschaftskammer zu defensiv agiert.
WLODKOWSKI: Wir gehen den direkten Weg und agieren dort, wo Ergebnisse herausschauen können. So waren wir es, die unseren Molkereivertretern gesagt haben, sie können ihre Exporte nach Deutschland nicht weiter führen, wenn dort die Milchbauern die Belieferung einstellen. So etwas geht einfach nicht.