Den Unternehmen geht es gut. Die Frage ist, wie lange noch. Die Wirtschaftsforscher malen eher bedrückende Zahlen an die Wand: Mit der Konjunktur geht es bergab, die Auswirkungen werden nicht gleich sichtbar, aber ab der Jahresmitte könnte sie jeder Einzelne spüren, sagen die Experten. Die Fakten lesen sich trocken. Das Wirtschaftswachstum schwächt sich ab, daran gibt es nichts zu rütteln. Lagen die Prognosen zum Jahresanfang für Österreich auf 2,4 Prozent, gehen die Wirtschaftsforscher drei Schritte zurück. Aus aktueller Sicht werden es nicht mehr als 2,1 Prozent werden. Für das nächste Jahr wird ein noch tieferer Messpunkt festgelegt - 2,2 Prozent sind das Höchste der Gefühle, wahrscheinlicher dürften sich nur schwache 1,7 Prozent ausgehen.

Korrektur ohne viel Schaden. Die obersten heimischen Wirtschaftsforscher, Karl Aiginger vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Bernhard Felderer vom Institut für Höhere Studien (IHS) sprechen optimistisch von einer Korrektur ohne viel Schaden. Prognosen sind die eine Seite, die Realität die andere. so kann heute niemand sagen, wie sich die stark eingebremste Konjunktur auf die Lohn- und Gehaltsverhandlungen, die im Herbst beginnen, auswirken werden. Felderer geht von positiven Vorzeichen aus: "Der Industrie geht es hervorragend, auch dem Fremdenverkehr geht es sehr gut." Beide Sektoren sind Stützen der heimischen Wirtschaft. Felderer rechnet mit einem Wachstum in der Beschäftigung von 1,2 bis 1,8 Prozent, real wären das zwischen 40.000 und 60.000 neue Jobs. Der hohe Euro-Kurs erschwert den Unternehmen in der EU aber zusehends die Exporte. Felderer meint, der teure Euro "zieht eine Bremsspur bei den Ausfuhren".

Problemzone Export. Machen die Exporteure weniger Geschäft, gehen auch die Umsätze der Zulieferfirmen zurück, die Auswirkungen fließen direkt in den Arbeitsmarkt. Das muss nicht bedeuten, dass die Arbeitslosigkeit steigt, das kann aber heißen, dass weniger neue Jobs geschaffen werden. Die Finanzkrise, durch die Kreditkrise und den Verfall der Hauspreise in den USA ausgelöst, hat bisher in Europa keine schwer wiegenden Folgen gezeigt, sagt Felderer, aber in den kommenden Monaten werden sie nicht ausbleiben. Die Schwäche an den Börsen geht nicht zuletzt wegen der Finanzkrise und der Spekulationsverluste von Banken, Konzernen und Anlegern nicht zu Ende. Der Effekt ist, dass Geld für Investitionen und Konsumausgaben fehlt.