Mit zwei Privatgutachten kontert der ehemalige Vorstandschef der Hypo Group Alpe Adria Bank Wolfgang Kulterer gegen den vom Gericht benannten Gutachter. Gegen Kulterer und seine beiden Stellvertreter Günter Striedinger und Thomas Morgl läuft bekanntlich ein Vorverfahren wegen Bilanzfälschung.

Nicht zertifiziert? Wie die Kleine Zeitung bereits exklusiv berichtet hat, zieht der von Kulterer bestellte Wirtschaftsprüfer Gerhard Altenberger die Qualifikation des Gerichts-Gutachters in Zweifel. "Es ist nicht erkennbar, dass sich Kleiner mit der einschlägigen Literatur beschäftigt hat", schreibt Altenberger im 35 Seiten umfassenden Gutachten. Kleiner sei nicht als Sachverständiger für das relevante Fachgebiet "derivate Finanzprodukte" eingetragen, "aus welchem Grund die fachliche Kompetenz für die hier zu lösenden Spezialfragen in Zweifel zu ziehen sind". Das hieße, dass Kleiner für die konkrete Fragestellung im Strafverfahren nicht zertifiziert sei.

"Nach eigenem Ermessen". Der zweite Sachverständige, Jens Wüstemann, deutscher Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre, der die Swaps analysiert hat, kommt gar zum Ergebnis: "Der Vorwurf der fehlerhaften Bilanzierung trifft nicht zu." Fritz Kleiner hält dagegen, dass er sehr wohl Gutachter für die Bereiche "Kredit, Bank und Börse" sei und - da dies die "höhere Gruppe ist" - er auch für derivate Finanzprodukte zuständig sei. Außerdem bestelle das Gericht die Gutachter nach eigenem Ermessen. Eine Angelobung für das jeweilige Fachgebiet ist lediglich eine Richtschnur, keine Bedingung. "Das Argument, ich sei als Sachverständiger nicht eingetragen, gab es schon im Bawag-Prozess. Da sagte die Richterin sinngemäß, es sei ihr wurscht", so Kleiner, der die Gutachten als unfreundliche Akte unter Kollegen bezeichnet.