Herr Hinterleitner, dürfen wir Ihnen, als Vertreter der Raucherlobby eine Zigarette anbieten?

HELMUT HINTERLEITNER: Ich rauche seit 18 Jahren nicht. Aber am ersten Tag meiner Pension werde ich mir wieder eine Zigarre anzünden, weil ich den Rauch liebe.

Wenn Sie in Pension gehen, wird es EU-weit sicher schon ein generelles Rauchverbot geben.

HINTERLEITNER: Das ist bitte noch immer nationales Recht. Wir in Österreich waren die ersten, die sie sich mit dem Thema Nichtrauchen auseinander gesetz haben. Drei Viertel der Gastronomiebetriebe haben Nichtraucherzonen eingerichtet. Unsere Aufgabe ist die Zufriedenheit der der Kunden beider Gruppen.

Herr Laufenstein, sie sind Wirt des Molly Malone in Klagenfurt. Gibt es das friedliche Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern?

WERNER LAUFENSTEIN: Ich bin dafür dass es eine klare Regelung gib, dieses Wischi-Waschi tut uns nicht gut. Wenn es eine Regelung gibt, gilt die für alle und es gibt keine Wettbewerbsverzerrung. Viele Wirte denken so!

Vertritt die Kammer mit ihrer Meinung nur Raucher-Betriebe?

HINTERLEITNER: Muss auf die gesamte Branche schauen. Es geht um die Freiwilligkeit, dass der Konsument entscheidet.

KURT PUGANIGG: Freie Entscheidung? In Österreich sterben 14.000 Menschen im Jahr durchs Rauchen - Krebs, Kreislauferkrankungen, Bronchitis. Die EU hat vor einem Jahr Zahlen über Passivrauchen herausgegeben: Jeden Tag sterben 285 Personen durchs Passivrauchen. Um diese Leute geht es primär. Wie kommt Nichtraucher dazu, dass ihn ein Raucher schädigt? Da hört sich die Freiheit auf. Eine andere Zahl: Täglich stirbt in der EU ein Gastronomieangestellter durchs Passivrauchen. Derzeit ist es ja so: Der Raucher darf alles tun, der Nichtraucher muss schön still sein. Ich kann auch nicht in ein Lokal gehen und eine Stinkbombe loslassen und sagen: Der Geruch taugt mir.

Warum hört man von den Arbeitnehmervertretern so wenig?

ROBERT ASTNER: Das Arbeitnehmerschutzgesetz sagt relativ klar, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, die Mitarbeiter vor den schädlichen Folgen des Rauchens zu schützen. Ein Mitarbeiter kann also dem anderen das Rauchen im Büro verbieten.

Ein Kellner kann aber schwer dem Gast das Rauchen verbieten.

ASTNER: Die Gastronomie ist die Ausnahme vom Tabakgesetz.

Sind Gastronomiemitarbeiter Mitarbeiter zweiter Klasse?

ASTNER: Da ist der Gesetzgeber gefordert. Die Kräfte, die das Rauchen unterstützten sind derzeit so stark, dass es zu keiner Einigung kommt.

Herr Laufenstein, das Molly Malone war vor fünf Jahren eine Woche lang rauchfrei. Wie reagierten die Kunden?

LAUFENSTEIN: Da sagten die Raucher noch, sie würden das Lokal verlassen, wenn sie nicht rauchen können. Heute wäre das vielleicht anders.

HINTERLEITNER: Warum machen sie kein Nichtraucherlokal? Die Leute müssten ja nur so zu ihnen hineinströmen.

LAUFENSTEIN: In dieser einen Woche hatten wir 100 Prozent mehr Umsatz beim Essen, darauf ist unsere Küche nicht ausgerichtet, hier kalkulieren wir noch.

PUGANIGG: Herr Hinterleitner, wissen sie eigentlich was beim Rauchen im Körper passiert? Innerhalb von 30 Minuten verengen sich die Gefäße, sie verklumpen richtig, Bei vorgeschädigten Patienten reichen Geringste Mengen für einen Herzinfakt.

Wie hoch sind die Kosten, die durch Raucherkrankheiten?

PUGANIGG: Das sind Milliarden. Im Jahr habe ich 250 Lungenkarzinome davon sterben 200. Chronische Bronchitis, die nur durch das Rauchen verursacht werden verschlingen enorme Kosten.

HINTERLEITNER: Was ist mit Prävention? Hat die Medizin versagt. Wir haben den höchsten Anteil der Raucher in Europa.

LAUFENSTEIN: Jetzt frag' ich sie was: Wissen sie, was eine Entlüftung kostet? 800.000 Schilling. Kein Betrieb hat das so locker.

HINTERLEITNER: Ich vertrete 60.000 Betriebe. Wenn die sagen wir verkraften das Rauchverbot nicht, dann muss ich sie vertreten. In meinem Betrieb habe ich 20 Prozent Raucheranteil - die Freiheit das selbst zu bestimmen lasse ich mir nicht nehmen.

Wie stellen Sie sich dieses Friedliche Miteinander eigentlich vor? HINTERLEITNER: Darunter verstehe ich, dass der Kunde entscheidet was er will. Jeder Wirt wird gut beraten sein, dass er sich nach den Wünschen der Gäste hält. Ich schicke meine Gäste bei Minus 20 Grad nicht vor die Tür.

PUGANIGG: Sie wollen dem Raucher alles zugestehen und dem Nichtraucher nichts.

HINTERLEITNER: Doch, 50 Prozent des Platzes. Bei einem generellen verbot müssten in Österreich 5000 Betriebe zusperren.

LAUFENSTEIN: Zusperren müssen sie, wenn sie sich die Investitionen nicht leisten können, die sie verlangen.

PUGANIGG: Sie wissen ja gar nicht wieviele Nichtraucher schon jetzt nicht in ihre Betriebe kommen und sie dadurch Einbußen haben. Ich verlasse ein Lokal sofort, wenn es verraucht ist. Diese Zahlen werden nicht artikuliert.

Herr Hinterleitner, freuen Sie sich schon auf die Pension, wenn Sie eine rauchen dürfen?

HINTERLEITNER: Ich schließe es nicht aus, dass ich mir eine mit Genuss anzünde. Ich verstehe alle Argumente der Medizin und will alle Betriebe dazu bringen, dass sie Nichtreraucherschutz gewährleisten, vor allem für die Mitarbeiter - aber auch den Rauchern die Möglichkeite zum Rauchen einräumen. Wie müssen uns die Österreichische Kaffehauskultur erhalten.