Im Internet tobt ein brutaler Preiskampf, DSL-Anschlüsse sind so billig wie nie zuvor. Vor zwei Wochen preschte die Telekom vor und legte die Preislatte auf 19,90 Euro monatlich für unlimitiertes Datenvolumen, Telefon-Grundgebühr und eine Handy-SimKarte von A1. Gestern legte Tele2 noch eins drauf: 9,90 Euro kostet das Kombipaket von Telefon- und Internet-Anschluss ohne Datengrenze pro Monat. Die Aktion läuft zwölf Monate, danach wird der Standardtarif von aktuell 29,90 Euro fällig. Über zwei Jahre also derselbe Preis.

Harter Wettbewerb. Der Grund für solche Kampfpreise liegt auf der Hand: Das Festnetz verliert schneller Kunden, als es der Telekom lieb ist. "Der Wettbewerb mit den Mobilfunkbetreibern ist hart, der Festnetzmarkt geht pro Jahr um zehn Prozent zurück", bestätigt auch Telekom-Sprecher Martin Bredl.

"Fühlen uns getäuscht". Mit im Boot ums superschnelle Festnetz-Internet sind viele kleine Internet-Betreiber, die nun aber vor Wut kochen. "Wir fühlen uns getäuscht", meint Martin Zandonella vom Villacher Internet-Betreiber Net4You. Der Grund: Die Telekom ist aufgrund ihrer marktbeherrschenden Stellung an Auflagen gebunden. So muss sie alternativen Betreibern Großhandelspreise offerieren, damit diese Produkte zu ähnlichen Preisen anbieten können.

Konsequenz. Zandonellas Problem: "Drei Wochen bevor die Telekom ihre ersten Inserate geschaltet hat, wurde uns ein ganz anderes Angebot unterbreitet." Dann schritt die Regulierungsbehörde ein und akzeptierte ein nachgebessertes Angebot der Telekom. Doch auch das würde für die Betreiber eine Marge von lediglich 2,40 Euro je Monat bedeuten. "Davon müssen wir den gesamten Datenverkehr, die Verrechnung, unsere Investitionen und vieles mehr bezahlen. Zu wenig, um davon leben zu können", so der Internet-Betreiber. Die Konsequenz: Bei einem Providersterben würde die Telekom ihre marktbeherrschende Stellung am - allerdings schwindenden - Festnetzmarkt weiter ausbauen.

"Handyanbieter schuld". Bei der Telekom sieht man die Kritik nicht ein. "Wir bieten das an, was uns die Regulierungsbehörde genehmigte. Außerdem steht es jedem Anbieter offen, mit Handybetreibern zu kooperieren", meint Bredl. Zudem sei nicht die Telekom am Preisverfall schuld, sondern Handyanbieter wie One oder Hutchison.

Warten auf den Draht. Spricht man mit kleineren Betreibern, kommt man schnell auf den eigentlichen Grund für den Festnetz-Schwund. Es dauert viel zu lange, bis Leitungen hergestellt werden. Die mobilen Angebote sind hier im Vorteil: Während es hier praktisch keine Wartezeiten gibt, vergehen in stressigen Aktionszeiträumen oft Wochen, bis eine DSL-Leitung steht.

"Ein Wahnsinn". Aktionen wie jene von Tele2 sind für Internet-Betreiber Harald Kriener von Happynet "ein Wahnsinn". Marko Brandstätter vom Internet-Großhändler i3b schlägt in die gleiche Kerbe: "Damit rechnen sich keinerlei Investitionen in die Zukunft mehr."