Herr Generaldirektor Wais, haben Sie Angst vor der Zukunft der Post? ANTON WAIS: Es gibt keinen Grund dafür.

In der Vergangenheit ist vieles nicht gut gelaufen. Kundenschichten brechen der Post weg. WAIS: Wir haben jetzt die Quelle im Paketbereich verloren. Als Kunden bei der Zustellung von Katalogen und anderer Post hat Quelle mit uns erst wieder einen Vertrag unterschrieben.

Das kann aber nicht alles sein. Wenn ein Drittel des Paket-Geschäfts weg bricht, muss da der Vorstand nicht mit aller Gewalt reagieren? WAIS: Wir erarbeiten Eckpunkte für die Neupositionierung der Post im Inlandsmarkt. Das Service im Paketdienst wird verbessert.

Was heißt das konkret? WAIS: Wir denken an die Next-Day-Zustellung. Die Pakete werden bereits am Tag nach der Aufgabe zugestellt. Der Empfänger kann wählen, an welche Adresse das Paket geliefert werden soll, nach Hause, ins Büro, zum Nachbarn oder anderswo hin. Auch die Paketabholung beim Kunden ist eine Überlegung.

Das sind Dienstleistungen, die Konkurrenten der Post schon länger im Programm haben.
WAIS: Wir wollen den Kunden bequemere Konditionen anbieten, dass z. B. die Zusteller zwei Touren am Tag fahren, dabei Briefe und Pakete zustellen.Post?

Die Belegschaftsvertretung kritisiert, die Maßnahmen zeigen keine bahnbrechenden Ideen. WAIS: Wir erhöhen bei gleichem Personalstand die Produktivität. Der einzelne leistet ohne zusätzliche Belastung mehr.

Spätestens 2001 wird das Briefmonopol, also das alleinige Beförderungsrecht der Post für leichte Briefe, fallen. Man kann davon ausgehen, dass private Anbieter der Post Kunden abwerben werden.Post? WAIS: Darauf sind wir vorbereitet. Diesen Angriff erwarte ich schon vor 2011. Der Schock im Paketbereich hat auf die Mitarbeiter gewirkt. Der Briefbereich ist darauf vorbereitet. Die Post muss und wird jetzt Gas geben.

Und wie? WAIS: Wir werden im Briefbereich an der Quelle, also beim Versender, soviel an Potenzial absaugen, wie möglich ist. Wir haben bereits im Ausland Briefverteilfirmen gekauft, wie in Deutschland. Ähnlich kann es in der Schweiz, in Ungarn, Kroatien, der Slowakei aber auch in der Schweiz laufen. Ein Grund für das jetzige Dilemma sind sicher auch Fehler in der Vergangenheit. WAIS: Es gab da keine Fehleinschätzung.