Im Land Steiermark geht offenbar nichts mehr, ebenso im größten Energiekonzern des Landes. Das Einzige, was sich in der Energie Steiermark bewegt, ist offenbar die Stimmung, und die nähert sich dem Nullpunkt. Sieht der Aufsichtsrat da tatenlose zu?
PETER SCHACHNER-BLAZIZEK: Zum besseren Verständnis muss ich kurz ausholen. Wie erinnerlich hat der von der Electricite de France (EdF) angedachte Ausstieg aus der Estag im Konzern zu einer Strategiedebatte geführt, wohin der Konzern gehen soll. Wir haben im Aufsichtsrat zehn zu eins für eine Zusammenarbeit mit dem Verbundkonzern plädiert, das wurde von Seiten der ÖVP aber abgelehnt.

Wozu braucht ein so potentes und finanzstarkes Unternehmen wie die Estag einen Partner?
SCHACHNER-BLAZIZEK: Ein Elektroversorger muss am Anfang und am Ende stark sein, sprich bei der Erzeugung und beim Endkunden. Und die Erzeugung fehlt uns.

Also war der Abgabe der Steweag-Kraftwerke ein historischer Fehler?
SCHACHNER-BLAZIZEK: Der Verlust der Energieerzeugung hat uns um viele Chancen gebracht. Der Verbundkonzern, der diesbezüglich sehr stark aufgestellt ist, wäre daher aus meiner Sicht der richtige Partner gewesen.

Wie kam man dann auf die EdF?
SCHACHNER-BLAZIZEK: Wir haben uns aus strategischen Gründen dann an den Partner gewandt, der sich entschlossen hatte, zu bleiben, an die EdF. Wir haben ein neues Konzept der Erweiterung und des Wachstums entwickelt, mit einer höheren Beteiligung der Franzosen. Aber das wurde bekanntlich erneut abgelehnt. Mit dem Hinweis auf die bessere Verbund-Lösung.

Beides ist Schnee von gestern beziehungsweise wurde vom Land abgelehnt. Welche Möglichkeiten hat die Estag jetzt noch oder wäre der derzeitige Zustand mit der kleineren Beteiligung der Franzosen nicht ohnedies die bessere Variante?
SCHACHNER-BLAZIZEK: Im Gegensatz zu früher, wo wir aktiv auftreten konnten, sind wir jetzt zur Passivität verurteilt. Die Franzosen haben mit ihrer Schachtelbeteiligung viele Rechte, wir sind in einer Warteposition. Zum Abwarten haben wir aber keine Zeit, Stillstand ist Rückschritt, und auch das Unternehmen intern braucht eine "Story", wie geht es weiter.

Diese Warteposition verschärft ganz offenkundig die Missstimmung im Konzern. Das ist kaum mehr wegzudiskutieren.
SCHACHNER-BLAZIZEK: Im Unternehmen war deutlich zu spüren, dass ein Vorstand, konkret gesagt Karl-Franz Maier, und ein Aufsichtsrat, Josef Binder, der Verbundlösung mehr als kritisch gegenüber standen. Aus dieser Haltung heraus, die letztlich auch gegen die Interessen des Eigentümers gerichtet war, hat sich eine Disharmonie entwickelt. Dazu kommt, dass Vorstandsdirektor Maier einen zunehmend erkennbaren Führungsstil entwickelt hat, der zu einer Spaltung des Unternehmens führt. Das bezieht sich nicht nur auf die Estag, sondern auch auf die Tochtergesellschaften. Wenn der Vorstand nicht harmoniert, wirkt sich das auf die ganze Mannschaft aus.