"Geld regiert die Welt", so heißt es. Aber ein Kreis von rund 300 Personen hat sich zusammengetan und macht einen Strich durch diese kapitalistische Rechnung. "Wir tauschen anstatt zu kaufen", erklärt Christa Zwitter, Obfrau des Vereins Tauschkreis Kärnten das simple aber überzeugende Prinzip, das seit zehn Jahren funktioniert. "Der Tauschkreis hat heute allen Grund, den runden Geburtstag zu feiern", sagt Hans Peter Premur, katholischer Pfarrer von Krumpendorf und Gründungsmitglied des Vereins.

Talente. Nicht nur Waren sondern auch Arbeitsstunden werden getauscht. "Jeder Mensch hat andere Talente", erläutert Zwitter die Grundidee. Diese kann und soll jedes Mitglied dem Tauschkreis zur Verfügung stellen. Das kann sein: Haare schneiden, Marmelade einkochen, Wände streichen, Übersiedeln helfen, Lohnsteuerausgleich machen, Nachhilfe geben oder für ältere Menschen einkaufen gehen... Die Liste ist lang und einfallsreich. Im Gegenzug zur geleisteten Arbeit kann man seinerseits die Talente eines anderen in Anspruch nehmen. "Das funktioniert, ohne dass ein Euro den Besitzer wechselt", erklärt Roland Weber, der Kassier des Vereins. Anstatt Euro muss er die Talente der Mitglieder auf deren Konten verbuchen. Die idealistische Idee dahinter: Jede Stunde Arbeit ist gleich viel wert, egal ob die einer Unternehmensberaterin oder die eines Tischlers.

Ware und Wert. Beim monatlichen Stammtisch, im Internet und durch die Marktzeitung, die fünfmal im Jahr erscheint, kann man sich über Angebot und Nachfrage von Leistungen und Gütern informieren und seine eigenen Talente feilbieten. Im Lauf der vergangenen zehn Jahre sind viele Mitglieder hinzugekommen. Je mehr dabei sind, umso besser funktioniert das System. Dazugelernt haben alle: "Es gibt eine Sperre, man kann nicht weit ins Minus rutschen", erklärt Zwitter. Aber auch Bewusstseinsbildung über den wahren Wert eines Produktes oder einer Dienstleistung fand statt. So habe sich die Fähigkeit der "Wert-Schätzung" generell geschärft. Das Ergebnis lässt sich sehen: sogar Kroatien-Urlaube sind ohne Bargeld möglich. "Darüber hinaus stehen sich die Mitglieder sozial nahe, es sind Freundschaften entstanden", sagt Pfarrer Premur. Ein unbezahlbarer Wert in unserer Zeit.