Nur eine Woche nachdem der Verbund mit einer Strompreiserhöhung schockte, zieht die Kelag nach. Haben Sie dem Verbund den Vortritt gelassen, damit er den Konsumentenärger abfängt?
HERMANN EGGER: Alle anderen Stromanbieter haben ihre Tarife zu Jahresbeginn erhöht. Nachdem sich abzeichnet, dass sich das Wetter nicht ändern wird, bleibt nichts anderes übrig. Betriebswirtschaftlich wäre eine Erhöhung schon mit 1. Jänner nötig gewesen, doch wir wollten die Kunden nicht verärgern.

Und jetzt werden sie sich nicht ärgern, wenn sie zahlen müssen?
EGGER: Wir haben gewartet, gewartet, gewartet. Die Kunden werden Verständnis haben, dass wir jetzt nicht anders können. Die Wasserführung der Flüsse beträgt nur 82 Prozent. Bis zum heutigen Tag fehlen uns 250 Millionen Kilowattstunden und es gibt kein realistisches Szenario, dass sich die Situation bessert.

Dafür war der Winter mild. Da konnte doch Strom eingespart werden?
EGGER: Der Winter war ein dämpfendes Element. Es wurden etwa zehn bis 15 Prozent Heizkosten gespart. Doch nur 22.000 Kelag-Kunden von 230.000 heizen mit Strom. Aber es gab dramatisch wenig Schnee und damit auch keine Schneeschmelze.

Der Strom auf den Spot-Märkten ist doch billiger geworden?
EGGER: Wir kaufen Strom natürlich dort, wo er am billigsten ist. Dennoch ist der Preis um 26,4 Prozent gestiegen.

Glaubt man Klimaforschern, werden sich solche Wetterszenarien wiederholen. Welches Rezept hat die Kelag?
EGGER: Wir verfolgen ein langfristiges Investitionsprogramm für die nächsten zwei Jahrzehnte, das 600 Millionen Euro umfasst. Damit ist es möglich, vorhandene Wasserkraftwerke zu optimieren. Die Anlagen sind teilweise 40 Jahre alt. Heute sind wir auf einem anderen Stand der Technik, da sind enorme Effizienzsteigerungen möglich.

Bei dem steigenden Strombedarf wird auch das nicht reichen.
EGGER: Natürlich nicht. Die EU- Vorgabe ist, bis 2020 20 Prozent des Bedarfs aus regenerativer Energie zu produzieren. Eine harte Vorgabe für die Politik, denn die Erzeugungskosten sind noch nicht konkurrenzfähig.