Sie sagen, dieser Winter könnte der wärmste Winter aller Zeiten werden. Und der Klimawandel wird die Zahl der Schneetage weiter minimieren. Muss man den Kärntner Tourismus-Winter umstrukturieren und soll man einfach abwarten?
Klaus Schenn: Nicht nur der Klimawandel zwingt zum Umdenken. Auch die schleichende Verarmung des Mittelstandes, der immer weniger Geld für den Tourismus ausgibt. Und letztlich die Demografie. Wir werden immer älter, Schi fahren ist aber etwas für eher jüngere Leute.

Was droht im schlimmsten Fall?
Schenn: Drei solche Winter hintereinander und die Banken der Bergbahnen und Liftbetreiber schalten zuerst auf Orange und im dritten Jahr kommt der Konkurs oder das Land muss einspringen. Die Folge ist strukturelle Arbeitslosigkeit. Was macht der Liftwart? Das Stubenmädchen? In weiterer Folge ist eine innerösterreichische Migration weg aus den Alpentälern zu befürchten.

Die Lösung?
Schenn: Patentlösungen gibt es nicht. Nur individuelle. Ums Inszenieren und Thematisieren kommt man freilich nicht herum. Ich möchte hier das Beispiel Reißeck nennen. Die dortige Bergbahn hat mittlerweile 70.000 Besucher - in der Sommersaison. Ein weiteres Vorbild für Alpentourismus ist das Tuffbad im Lesachtal - auch dort gibt es keinen Anspruch auf Schnee.

Welche Bedürfnisse des Gastes gilt es zu befriedigen?
Schenn: Es wird in Zukunft auch darum gehen, sehr einfache Bedürfnisse zu befriedigen, nach Nähe, nach Familie oder Schönheit der Natur. Auch mit anderen Zielgruppen kann man witterungsunabhängig sein: Fliegenfischer fischen bei jedem Wetter, Läufer laufen auch bei jedem Wetter. Sinn machen meiner Meinung nach auch Seethermen wie in Prien am Chiemsee mit In- und Outdoor-Pool, ähnlich das Life Class Ressort in Portoroz. Wohlgemerkt: Es muss kein Thermalwasser drin sein. Ich befürchte aber, dass es rund um den Wörthersee einfach zu eng ist.