Die Krise trifft viele Branchen. Merkt sie die Brauindustrie beim Konsumverhalten der Biertrinker?

MARKUS LIEBL: Die Konsumgüterindustrie ist wesentlich weniger betroffen ist als es die Investitionsgüter sind. So sind im Lebensmittelhandel die Umsätze im Wesentlichen konstant geblieben. Die Österreicher trinken trotz der Krise nicht weniger Bier, Bier kennt keine Krise. Das war auch in der Vergangenheit schon so.

Die Brau Union stößt im Jahr umgerechnet gut eine Milliarde Krügel Bier aus. Wie wird das Jahr 2009 abschließen?

LIEBL: Wir werden mengenmäßig voraussichtlich etwas unter dem Vorjahr sein . . .

Um wie viel?

LIEBL: Das können wir nur schwer einschätzen, weil sich der Markt von Woche zu Woche stärker erholt. Im Vorjahr hatten wir die Fußball-Europameisterschaft, die den Konsum ankurbelte.

Die Österreicher trinken pro Kopf im Jahr ungefähr 109 Liter Bier. Es war schon einmal deutlich mehr. Spielt der Preis eine Rolle für den Konsum?

LIEBL: Der höhere Verbrauch war in der Zeit vor der Einführung der 0,5-Promille-Grenze. Ich glaube, das hängt mit dem Preis nicht zusammen. Nur die Tschechen trinken mit 160 Litern mehr als wir. Für einen hohen Pro-Kop-Konsum sind starke, gut geführte Marken wichtig, zweitens ist die große Tradition.

Was meinen Sie damit?

LIEBL: Dass wir die Bierkultur weiter pflegen und entwickeln. Ein Drittes ist die Vielfalt an ausgezeichneten Spezialitäten.

Wie schaut es denn mit neuen Produkten aus?

LIEBL: Innovationen sind von Handel und Gastronomie sehr gewünscht. Ganz spezielle Produkte, die bedarfsgerecht zugeschnitten sind, haben eine große Bedeutung. Österreich hat den zweithöchsten Bierkonsum, noch mehr ist schwer zu erreichen.

Was wird an Innovationen demnächst kommen?

LIEBL: Im Handel wie in der Gastronomie könnte so genannte Limited Editions für einen bestimmten Zeitraum geben. Auf der Fachmesse Gast in Salzburg stellen wir unser neues Bier Kaiser Granat vor.

Machen Energy-Drinks dem Bier Konkurrenz?

LIEBL: Was wir aus den Zahlen sehen, nein. In den letzten 15 Jahren hat sich der Bierkonsum sehr stabil gehalten, das ist aber die Zeit, in der die Energy-Drinks stark gewachsen sind.

Wie entwickelt sich das heurige Jahr in Handel und Gastronomie?

LIEBL: Das erste Quartal war schwierig, im zweiten, vor allem seit August, kam es zu einer deutlichen Markterholung. Der Handel entwickelt sich stabil, die Gastronomie ist leicht hinter Vorjahren, aber durchaus so, dass sie jetzt aufholt.

Welche Rolle spielen die steirischen Biermarken für die Brau Union?

LIEBL: Eine ganz große. Wir sind auf unsere steirischen Marken sehr stolz. Puntigamer und Gösser sind die größten Marken in der Brau Union. Gösser wird in 28 Länder exportiert, in drei Ländern in Lizenz gebraut.

Ein großes Thema ist derzeit das Alkoholverbot, etwa in Zügen. Wie stehen Sie dazu?

LIEBL: Ich glaube, es ist besser, wenn wir nicht Alkoholverbote propagieren, sondern von vernünftigem, verantwortungsvollem Umgang mit alkoholischen Getränken sprechen. Ich glaube, es ist ganz klar, dass in Richtung Jugendliche, Schwangere, Verkehrsteilnehmer Alkohol nichts verloren hat.