Die Meldung klingt gut und macht Mut: Die EU hat sich jetzt fest vorgenommen, die Boni der Banker zu begrenzen, und will die verschärften Vorschriften schon im Jänner durchsetzen. Die Banker hätten gezeigt, dass sie trotz Krise nicht zur Selbstbeschränkung in der Lage seien, erklärte die britische Abgeordnete Arlene McCarthy, "dieses Gesetz wird das für sie tun".

Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich und forscht weiter. Und kommt zu dem Punkt, wo es heißt, die Sonderzahlungen - sprich Boni oder Abfertigungen - müssten in einem angemessenen Verhältnis zum Gehalt stehen. Das klingt schon etwas weicher, und wenn man dann weiter liest, dass konkrete Summen nicht festgelegt sind, verfliegt der anfängliche Optimismus.

Ändern, kann man jetzt schon mit begründetem Pessimismus vermuten, wird sich nicht allzu viel. Verantwortungsvolle Eigentümervertreter etwa bei den heimischen Großbanken, wo es die exorbitanten Boni ohnedies nie gegeben hat, haben die Besoldungsschemata ohnedies schon in Richtung Langfristigkeit umgestellt, und die Hasardeure am Finanzmarkt wird man mit dem neuesten Erlass aus Brüssel auch nicht zu fassen kriegen.

Nicht zuletzt deswegen dürfte sich der Widerstand gegen die Beschränkung der Banker-Boni auch in sehr engen Grenzen gehalten haben. Die Finanzlobby, die ansonsten ganze Heerscharen ausschickt, um sich gegen allzu enge Fußfesseln zu wehren, war bemerkenswert still, das kann wohl nur einen Grund haben.

Das Boni-Reförmchen reiht sich damit in die Reihe der bis dato zu nahezu hundert Prozent erfolglosen Bemühungen, den Finanzmarkt auch nur einigermaßen grundlegend zu reformieren. Das gilt für Europa und gilt auch die für USA, wo zu Wochenmitte die Wall-Street-Lobby die Einführung einer milliardenschweren Bankenabgabe verhindern konnte.

Düstere Töne klangen letztlich auch nach dem G8-Gipfel vom vergangenen Wochenende an. Die angeblich Mächtigen dieser Welt unternahmen keinen Versuch, die Finanzjongleure in New York, London, Paris oder Frankfurt zu bändigen, letztlich wurde auf den nächsten Gipfel in Nizza verwiesen. Der findet allerdings erst im Frühjahr 2011 statt, unter der "Patronanz" von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Der wird uns das Elend dann mit einer Superinszenierung an der Cote d'Azur vergessen lassen. Vielleicht singt sogar Carla Bruni. Das hilft zwar auch nicht, lenkt aber von den eigentlichen Problemen ab. Wie die Brüsseler Boni-Beschränkung.

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