Der Sturz der New Yorker Börse am Donnerstag steckt den Börsianern rund um den Globus noch tief in den Knochen. Grund dafür ist einerseits die noch nie da gewesene Heftigkeit des Kursrutsches, für tiefe Verunsicherung sorgt aber auch, dass sich bis dato kein Experte der Wall Street gefunden hat, der den Crash erklären kann. Alle Mutmaßungen über Tippfehler, computergenerierte Massenverkäufe oder schlicht technische Ursachen haben sich nicht erhärtet, die Bandbreite an Gründen reicht schlicht von Athen bis zu den Angstgegnern, den Spekulanten, die zu einem konzertierten Angriff auf den Euro blasen könnten.

An der Frankfurter Börse ortete man konzertierte Angriffe aus dem angelsächsischen Raum gegen den Euro, die die Investoren verunsichern sollen. US-Banken streuen zudem dem Vernehmen zufolge das Gerücht, auch Spanien sei zahlungsunfähig und Deutschland bereite still und heimlich den Austritt aus dem Euro vor.

Börsianer erinnert das Desaster um den Euro an die massive Währungsspekulation von George Soros im September 1992. Der Milliardär zwang damals das - allerdings überbewertete - britische Pfund in die Knie und verdient an der Abwertung rund eine Milliarde.

Chaos

Für Soros sprich derzeit auch eine seiner grundlegenden Investmenttheorien, der zufolge sich Finanzmärkte chaotisch verhalten, da sich die Preise von Aktien, Anleihen und Währungen in Abhängigkeit von menschlichen Gefühlen entwickeln. Eine Theorie, der derzeit tagtäglich bestätigt wird.

Blickt man auf die montägige Börseneröffnung, so pendeln die Erwartungen zwischen sehr zaghaftem Optimismus und abgrundtiefem Pessimismus. Der US-Ökonom Nouriel Roubini, der als "Prophet der Finanzkrise" Karriere machte, stellt dem Euro eine denkbar schlechte Prognose aus und mahnt im "Spiegel" eine massive Intervention für den Euro ein. Sonst sei der Dominoeffekt nicht auszuschließen, der die Gemeinschaftswährung in die Tiefe reiße. An den Börsen hoffen Optimisten auf eine langsam gebremste Talfahrt, den allgemeinen Tenor bringt indes ein Experte der Berliner Landesbank auf den Punkt: "Es ist momentan so gut wie unmöglich, die Entwicklung in Europa vorherzusagen".