Seit vielen Monaten fungiert Energie als der große Preistreiber. Hält der Trend an?

MARTIN GRAF: Allgemein wurde die Energiepreisentwicklung ja vor allem im Zusammenhang mit dem Atomausstieg Deutschlands diskutiert. Wir erwarten kurzfristig keine unmittelbaren Folgen für die Konsumenten, sowohl was die Energieversorgung als auch die Strompreise betrifft. Mittelfristig werden sich die Preise aber entsprechend erhöhen, umso wichtiger ist die Wettbewerbs- und Preisaufsicht der E-Control.

Warum steigen die Preise?

GRAF: Die Atommeiler, die wegfallen, müssen durch andere Erzeugungskapazitäten ersetzt werden. Das wird vorwiegend durch Kohle- und Gaskraftwerke geschehen. Es kommt also zu einer stärkeren Korrelation zwischen dem Strom- und dem Gaspreis. Da der Gaspreis noch immer stark an den Ölpreis gebunden ist, hängt das gesamte Preis-Thema stark von der weltwirtschaftlichen Entwicklung ab.

In Österreich wurden einige saftige Gastariferhöhungen angekündigt. Sind die gerechtfertigt?

GRAF: Begründet wird das damit, dass viele der langfristigen Abnahmeverträge der Versorger mit Russland, an die Ölpreisentwicklung gekoppelt sind. Wir haben aber derzeit ein massives Überangebot von Gas in Europa. Die Versorger müssten im Interesse der Kunden auch die Möglichkeit nutzen, billiges Gas an den europäischen Börsen zu beschaffen.

Sind die angekündigten Tarif-Erhöhungen übertrieben?

GRAF: Die Erhöhungen sind aus unserer Sicht derzeit der Höhe nach nicht angebracht. Wir werden dementsprechend in der nächsten Zeit genaue Wettbewerbs- und Preisanalysen vornehmen.

Wie kann der Konsument auf Erhöhungen reagieren?

GRAF: Mit unserem Strom- und Gastarif-Rechner kann sich jeder Kunde den für sich günstigsten Anbieter anzeigen lassen und wechseln. Wir werden heuer auch einen eigenen Tarifkalkulator für Gewerbebetriebe starten. Den Konsumenten kann man empfehlen, die Energiepreise genau zu beobachten und sich zu informieren.

Die Arbeiterkammer hat zuletzt kritisiert, dass Energieversorger gesunkene Großhandelspreise nicht an die Konsumenten weitergeben. Teilen Sie diesen Befund?

GRAF: So ist es. Wir haben Wettbewerbsanalysen begonnen und die Unternehmen werden aufgefordert, uns ihre Preiskalkulationen offenzulegen. Die Großhandelspreise waren speziell am Gasmarkt rückläufig, davon müssten die Haushalte und die Gewerbebetriebe auch profitieren.

Wie sieht das beim Strompreis aus, müssen hier in nächster Zeit Erhöhungen befürchtet werden?

GRAF: Kurzfristig sehen wir keine Preisänderungen, zumindest bis Jahresende. Mittelfristig muss man sich eine steigende Tendenz genau ansehen, damit die Kunden nicht überbordend belastet werden.

Erwarten Sie durch das neue Energie-Gesetz mehr wechselwillige Konsumenten?

GRAF: Durch das neue Gesetz darf etwa ein Anbieterwechsel nicht mehr länger als drei Wochen dauern, bisher waren es bis zu sechs Wochen. Das ist sicher ein Vorteil.

Wie viel Geld kann man sparen?

GRAF: In der Steiermark können das gleich bis zu 100 Euro sein, die sich ein Haushalt durch einen Wechsel des Energielieferanten für Strom und Gas sparen kann .

Holprig verlief indes der Start des Spritpreisrechners.

GRAF: Die technische Umsetzung hätte sicherlich besser laufen können. Wir haben mit dem Ansturm in diesem Ausmaß nicht gerechnet, in den ersten drei Stunden hatten wir schon 163.000 Abfragen. Mittlerweile haben wir aber technisch entsprechend aufgerüstet. Der Andrang ist nach wie vor ungebrochen.