Der Klagenfurter Flughafen verliert drei von sieben Destinationen durch den Abflug der Air Berlin. Haben die Hoteliers die Gäste aus Hamburg, Berlin und Düsseldorf zu wenig umgarnt?

EVA HOFFMANN: Im Gegenteil, es gibt erfolgreiche Beispiele für das Fluggästegeschäft in Kärnten, aber All-inklusive-Pakete sind durch die Struktur der Billig-Airlines gar nicht möglich. Man kann dem Gast kein Kombi-Angebot aus Flug und Hotelbett schnüren, denn der Flugpreis variiert zwischen 29 und 249 Euro - was soll man da anbieten? Auch sind solche Flugverbindungen nicht auf Dauer angelegt. Dazu kommt die Unsicherheit über den Fortbestand der Airlines, wie man nun wieder sieht. Das macht uns die Bewerbung schwer. Manche haben es vorbildlich getan: Jetzt, wo die Flüge wegbrechen, sind sie sogar im Nachteil.

Was tun?

HOFFMANN: Wir brauchen dringend einen runden Tisch über die Zukunft des Flughafens mit Tourismus, Kärnten Werbung, Flughafen, Land und Industrie. Und dann ein nachhaltiges Konzept unter der Prämisse: Welcher Herkunftsmarkt ist für uns interessant?

Hat man sich bisher nie getroffen?

HOFFMANN: Nein, nicht in dieser Konstellation. Und die Billig-Airlines scheinen immer nach demselben Prinzip vorzugehen: Hand aufhalten, eröffnen, jammern, Nachschuss einfordern und dann abfliegen zu neuer Melkkuh und das mit unseren Steuergeldern - das kann es ja nicht sein.

Rund um Kärnten gibt es innerhalb von 250 Kilometern acht Flughäfen. Brauchen die Hoteliers den Flughafen Klagenfurt überhaupt?

HOFFMANN: Kärnten-Urlauber sind Familien-Urlauber und die kommen derzeit zum Großteil mit dem Auto. Zudem ist der Tourismus in Kärnten kleinbetrieblich organisiert. Der touristische Nutzen des Flughafens gehört daher ungeschönt evaluiert - ähnlich einem regionalen Krankenhaus. Touristisch ist er ohnehin nur ab einer bestimmten Betriebsgröße interessant und kombiniert mit einem Produkt - etwa Golf, Schi oder Wellness und Kurztrips.

Haben Sie Fluggäste?

HOFFMANN: Vereinzelt. Womit ich aber nicht sagen will, dass die jetzt gestrichenen Flugverbindungen nicht genutzt wurden. Ich bin selbst gerade in einem Flieger aus Deutschland gesessen - er war voll. Vielleicht rechnet es sich für andere Airlines, die aufgelassenen Strecken zu bedienen.

Die Flughäfen Graz und Salzburg sind viel besser ausgelastet. Was machen die besser?

HOFFMANN: Meines Wissens nach hat Salzburg zum Beispiel eine eigene Incoming-Abteilung am Flughafen, die mit Reisebüros vernetzt ist. Eine Art Stabsstelle.

Bringt es was, neue Gästeschichten als neue Fluggäste zu akquirieren, etwa Russen?

HOFFMANN: Russland geht nur über Reisebüros, die bei der Botschaft akkreditiert sind. Individuell ist da nichts zu machen. Generell gehört das touristische Potenzial entwickelt - wenn schon zahlen, dann für Märkte, wo es für das Tourismusland und den Wirtschaftsstandort nachhaltig Sinn macht.