Erfüllt Griechenland die Bedingungen nicht, werden wir demnächst die Erfahrung machen, was mit einer Währungsunion geschieht, die nicht mehr in der Lage ist, ihre Probleme zu lösen. Diese Aussage von Deutschlands Finanzminister hat für Aufregung gesorgt. Zu Recht?

STEFAN BRUCKBAUER: Wem droht er da? Ich verstehe das nicht. Aus der innenpolitischen Sicht ist es zum Teil nachvollziehbar, wenn er den Deutschen signalisiert, dass die Griechen, wenn sie Geld wollen, leiden müssen. Aber aus meiner Sicht ist es kurzsichtig, weil sie eh nichts mehr zu gewinnen haben beim deutschen Wähler oder beim österreichischen Wähler. Die Menschen haben sowieso schon das Gefühl, dass sie da in Griechenland Geld verlieren. Jetzt wäre es geschickter, wenn man den Preis niedrig hält. Am Ende des Tages ist es ja ein Problem für uns und nicht für die Griechen. Wir haben viel mehr zu verlieren, die Risiken für uns sind enorm.

Was ist in den letzten Tagen passiert, warum diese Eskalation?

BRUCKBAUER: Ich sehe nicht, dass sich an der Lage Griechenlands viel geändert hat, die stehen nicht schlechter da als vor einem halben Jahr. Die Regierung hat auch einiges gemacht, man hat aber die Privatisierungsschritte offensichtlich noch nicht umgesetzt.

Was ist zu tun? Gibt es überhaupt eine Lösung?

BRUCKBAUER: Man muss die für uns alle schonendste Variante finden. Ich weiß nicht, ob die schonendste Variante ist, wenn man sagt, ihr müsst euch unterwerfen, dann kriegt ihr euer Geld, wenn ihr brav seid. Was ist, wenn die Griechen das verschärfte Sparpaket nicht beschließen können, was macht die EU dann? Lassen sie die Griechen pleitegehen, mit all den Konsequenzen, die wahrscheinlich schlimmer sind, als man sich das ausmalen kann? Ich glaube, dass man einen Teil der Schulden in der Hand der EU so strukturieren muss, dass die Zinsen aus dieser Schuld das griechische Budget nicht mehr belasten. Das wäre eine Form von Nachlass, nicht der Schulden, aber der Zinsen. Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, dass es nichts mehr mit unserer Zukunft zu tun haben darf, was in Griechenland passiert. Letztendlich wird das nicht gehen, ohne dass man etwas zahlt.