2009 ging es mit dem Milchpreis steil bergab, im Vorjahr wieder bergauf. Wo liegen die Gründe für die Berg- und Talfahrt?

HELMUT PETSCHAR: Weltweit und damit auch in Österreich kam es zu einer Entlastung des Marktes. Große Milchländer wie Deutschland konnten verstärkt nach Russland exportieren. Neuseeland lieferte Milchpulver nach China, statt Europa damit zu überschwemmen. Wenn in China wie 2010 der Milchkonsum um 4,4 Prozent steigt, spüren das auch die Bauern bei uns.

In Deutschland sind die Preise stärker angestiegen als bei uns.

PETSCHAR: Ja, bei uns drückt der Handel den Preis noch, weil mit Aktionen um Marktanteile gekämpft wird. Daher haben zwar die Molkereien den Bauernmilchpreis schon ab Mitte 2010 erhöht, im Regal wurde das aber erst zu Jahresende spürbar. Daher haben die Molkereien auch beim Ergebnis gelitten.

Wie wirkt sich die Teuerungs-debatte auf den Milchpreis aus? Ist die Zeit des Lockartikels Milch im Handel jetzt vorbei?

PETSCHAR: Leider nicht. Wir kämpfen damit, dass Milch fast überall mit Aktionen und minus 25 Prozent auf die gesamte Palette beworben wird. Das führt dazu, dass weiterhin nicht Herkunft und Qualität verglichen werden, sondern nur der Preis. Ganz aktuell hat eine große Handelskette sogar Biomilch von 1,09 Euro auf 89 Cent verbilligt.

Im Vorjahr kam es bei den Molkereien zu Großfusionen. Wie hat sich das ausgewirkt?

PETSCHAR: Einige mussten ihre Eigenständigkeit aufgeben, weil sie am Markt das Ergebnis nicht erwirtschaften konnten. Selbst wenn sich alle Molkereien zusammenschließen, könnten wir in Österreich nie Kostenführer sein, sondern nur mit Qualität - Gentechnikfreiheit, Tierschutz, Heumilch, Bio - punkten. Das ist die Herausforderung für uns, diesen Qualitätsvorsprung auch dem Konsumenten zu erklären.

Warum sinkt die Zahl der Milchbauern trotz steigender Preise noch immer?

PETSCHAR: Weil die Kosten für Fütterung, Energie und Treibstoff weitaus stärker gestiegen sind als der Milchpreis.