Eine Fußball-WM und relativ schönes Sommerwetter, da muss das Herz der Bierbrauer doch lachen?

MARKUS LIEBL: Fußball ist natürlich sehr bieraffin, das gehört einfach zusammen. Wir hatten heuer aber auch das Glück, dass das Wetter sehr bierig war.

Was ist denn ein bieriges Wetter?

LIEBL: Schon sommerlich warm, aber nicht zu heiß. Ich würde sagen, dass Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad optimal sind. Ungünstig sind Kälte und Regen.

Wie ist der Sommer angelaufen?

LIEBL: Wir haben im Juni unsere Prognose, die ich zuvor fast ein bisserl vorlaut getätigt habe, nämlich dass ich zwischen 10 und 20 Prozent Plus erwarte, zum Teil noch etwas übertroffen. Allgemein muss man immer vorsichtig sein, weil der Bierkonsum je nach Wetter unglaublich stark schwanken kann. Wir waren heuer bis April sehr gut unterwegs, der Mai war wetterbedingt furchtbar. Und der Juni hat dann in fast jeder unserer Brauereien alle Rekorde gebrochen. Es war der beste Juni-Ausstoß, den wir je gehabt haben. Da hat die WM natürlich auch mitgespielt.

Welche Rolle spielt der Handel mit seinen Bier-Aktionen?

LIEBL: Der Lebensmittelhandel wollte bei der WM voll dabei sein und hat die Aktionen daher auch stark in den Juni verlagert. Das hat eine große Rolle gespielt.

Gibt es heute mehr Bier-Aktionen im Handel als früher?

LIEBL: Die Aktionstätigkeit bleibt eigentlich ziemlich konstant, die Zeiträume können sich aber natürlich verschieben. Im Mai hatten wir kaum Aktionen, im Juni dafür umso mehr.

In den vergangenen Jahren wurde sehr viel investiert. Wie schaut's heuer aus?

LIEBL: Das Investitionsniveau bleibt im Gesamtkonzern in etwa gleich hoch. In Göss wird beispielsweise eine Biogas-Anlage entstehen, dort haben wir vor mehr als einem Jahr ja auch eine Solaranlage eröffnet. Das ist schon sehr spannend, wenn eine Großbrauerei energietechnisch völlig autonom ist.

Ihre Konzernmutter Heineken hat einen Sparkurs eingeschlagen. Sie haben zuletzt gesagt, dass die Auswirkungen auf die Brauunion sehr beschränkt sind und Ihr Unternehmen von der Konzernmutter sogar gelobt wird.

LIEBL: Diese Stellung haben wir uns auch erarbeitet, das geht nicht von selbst. Sparen muss man immer, das ist klar. Wir haben jetzt kein Sparprogramm, sind aber ständig dran, die Produktivität zu erhöhen. Das ist ein Normalzustand. Anders geht es auch gar nicht.

Flasche, Dose, Plastik - welche Trends gibt es bei den Gebinden?

LIEBL: Die Drittelliter-Einwegflasche funktioniert sehr gut. Hier haben wir Jahr für Jahr schöne Zuwächse. Das ist ein Konsumtrend. Auch heuer liegt das Plus bei sieben bis zehn Prozent. Dafür ist der Dosenanteil, der viele Jahre gestiegen ist, zuletzt etwas weniger geworden. Der Schwerpunkt liegt aber auch auf der Mehrwegflasche, dort haben wir ein kräftiges Plus.

Wie ist die 1,5-Liter-PET-Flasche angenommen worden?

LIEBL: Wir haben in den letzten Jahren mit Innovationen viel Erfolg gehabt. Die Maxi-PET-Flasche mit 1,5 Litern, die wir bei Puntigamer und Schwechater haben, ist nicht so toll gelaufen. Sie ist zwar nicht ganz weg, aber wir werden das weiter reduzieren. In einigen Ländern Osteuropas funktioniert PET bei Bier gut, bei uns nicht.

Kollidiert so eine Plastikflasche mit der Bierkultur in Österreich?

LIEBL: Wir haben versucht, sie so zu positionieren, dass sie möglichst wenig damit kollidiert. Im Nachhinein betrachtet, kann man schon sagen, dass die Bierkultur eher in andere Gebinde geht als in die große PET-Flasche.

Österreich ist das einzige Land in Europa, in dem der Bierkonsum seit 15 Jahren mehr oder weniger konstant ist. Bleibt das so?

LIEBL: Wir haben seit Einführung der 0,5-Promille-Grenze einen recht stabilen Verbrauch von zuletzt 106,4 Litern pro Kopf und Jahr. Das liegt an der Bierkultur, an der wir als Marktführer, aber auch viele andere Brauereien sehr gut arbeiten. Da geht es auch um Gläserkultur, um Schankkultur und natürlich um Rohstoffe aus Österreich, die sich sehr bewähren. Allein wir haben 100 verschiedene Sorten. Aber auch die jüngsten Innovationen haben dazu beigetragen.

Welche Innovationen konnten besonders überzeugen?

LIEBL: Auch wir konzentrieren uns auf alkoholfreies Bier. Wir haben seit vielen Jahren Schlossgold, seit eineinhalb Jahren auch das Gösser Naturgold, das mittlerweile die größte alkoholfreie Marke geworden ist. Da haben wir auch einen Vorsprung. Hier gibt's schöne Zuwächse. Vielleicht werden wir das Angebot auch noch ausweiten. Die Radler haben überhaupt eine ganz außerordentliche Entwicklung in Österreich genommen. Acht Prozent unseres Ausstoßes sind mittlerweile Radler. Jeder zweite Radler, der in Österreich getrunken wird, ist ein Gösser Naturradler.

Worauf führen Sie das zuück?

LIEBL: Früher wurden Radler anders produziert. Mit Süßstoff, weil für Zucker nach österreichischer Rechtslage auch Biersteuer anfällt. Radler mit Fruchtzucker schmecken den Konsumenten aber viel besser, dadurch hat sich dann der Absatz so gesteigert. Den Radler mit unserer Rezeptur gibt es mittlerweile weltweit.

Wie kam das zustande?

LIEBL: Unsere Schwesternbrauereien auf der ganzen Welt haben den Erfolg bei uns natürlich auch registriert. Zuerst dachte man an ein österreichisches Spezifikum, dann hat es eine Kollegin aus der Slowakei mit einer dortigen Marke nach unserer Rezeptur probiert und es hat auch wunderbar funktioniert. Mittlerweile werden im ganzen Heineken-Konzern über drei Millionen Hektoliter von diesem Radler erzeugt. Zwar unter verschiedenen Marken, aber als Radler genau mit der Rezeptur, die wir entwickelt haben. Auf allen Kontinenten in 35 Ländern der Erde. Vom Kongo bis Neuseeland, von Brasilien bis Russland.

Wie verfolgen Sie die jüngsten Entwicklungen rund um Preisabsprachen im Handel? Hier sind auch einige Brauereien zu Geldstrafen verdonnert worden.

LIEBL: Ich will eigentlich nicht zu viel über Dinge reden, die mich, zum Glück, nichts angehen. Die Brauunion ist ja überhaupt nicht involviert. Aber hier gab es in verschiedensten Branchen, ob nun bei Molkereien, Brauereien oder auch im Elektronikbereich, ein Unwissen darüber, wie die Rechtslage tatsächlich ist. Ob die Rechtslage gescheit ist oder nicht, darüber kann man reden. Aber das ist nun mal europäisches Recht.

Bleibt der Bierpreis stabil?

LIEBL: Wir versuchen, den Bierpreis jeweils an die Inflation anzupassen, wir müssen ja auch mit steigenden Kosten kalkulieren, etwa beim Personal. Ich bin ein Gegner davon, mehr abzuschöpfen als notwendig, aber das, was nötig ist, müssen wir machen.