D as Paketgeschäft der Post legte aufgrund des boomenden Internethandels zuletzt stark zu. Geht es in diesem Tempo weiter?

PETER UMUNDUM: Insgesamt ist das Wachstum am österreichischen Paketmarkt 2013 mit plus 1,5 Prozent etwas abgeflaut. Das Privatkundengeschäft steigt aber mit rund vier Prozent etwas stärker. Die gute Nachricht ist, dass wir uns über dem Markt entwickeln und somit auch für die Zukunft den Zugewinn von Marktanteilen erwarten. Das Wachstum im E-Commerce sehen wir in Österreich weiterhin gegeben.

Wie reagiert man darauf? Die Deutsche Post setzt jetzt auf Paketboxen im Vorgarten und spricht "von der größten Erfindung seit dem Briefkasten".

UMUNDUM: Die haben das von uns abgekupfert. Wir haben bereits 6300 Empfangsboxen in Österreich, bis Ende des Jahres sollen es rund 8000 werden. Die können im Vorgarten oder in Stiegenhäusern und Eingangsbereichen platziert werden. Es können sich auch mehrere Mieter eine Box teilen. Mit einem RFID-Chip können sie geschlossen und geöffnet werden. Die Schwerpunktsetzung liegt jetzt in Wien, Linz und Graz. Mit der nächsten Tranche gehen wir noch stärker in die Fläche.

Wie soll aus Ihrer Sicht die Paketzustellung der Zukunft aussehen?

UMUNDUM: Die Zustellung soll irgendwann nicht mehr an die Adresse ergehen, sondern an die Person, die ja einmal am Arbeitsplatz, einmal zu Hause oder dann wieder einmal auf Urlaub ist. Hier spielen mobile Endgeräte eine große Rolle, weil das über diese steuerbar ist. Der Kunde bestimmt so, wohin sein Paket geliefert wird. Auch hier laufen bereits erste Pilotversuche. Im Herbst soll das dann österreichweit angeboten werden. In einem nächsten Schritt könnte dann auch der genaue Lieferzeitpunkt vom Kunden bestimmt werden.

Der schlecht beleumundete gelbe Zettel wäre dann also Geschichte?

UMUNDUM: Daran arbeiten wir. Wobei wir eine Erstzustellungsquote von 90 Prozent haben.

Die restlichen zehn Prozent jammern aber.

UMUNDUM: Auch zu Recht. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen ländlichem Raum, wo man mitunter bei der Erstzustellung fast auf 100 Prozent kommt, während man in manchen Ballungsgebieten manchmal nur auf 60 Prozent kommt.

Erleben wir derzeit eine Logistikrevolution in der Zustellung?

UMUNDUM: Ich denke, es ist eine beschleunigte Evolution und an die glaube ich auch. Die angesagten Revolutionen finden eh nie statt. Es geht um nachhaltige Entwicklungen, um das Testen neuer Wege. Innovationsthemen erarbeiten wir auch verstärkt mit Universitäten, behandeln in einem gemeinsamen Projekt etwa die Frage, wie mobile Endgeräte für die letzte Zustellmeile genutzt werden können. Oder Modelle für die Lebensmittelzustellung. Wir testen viel, einige Punkte werden da auch sicher wieder einschlafen. Aber wir probieren vieles aus und setzen vieles um. Etwa die Postversandbox oder die 24-Stunden-Selbstbedienungsfilialen und Abholstationen.

Mit dem Mehr an Paketen steigt auch die Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter, hier gibt es immer wieder harsche Kritik seitens der Belegschaftsvertretung, die Rede ist teilweise von einer untragbaren Belastung. Wie sehen Sie die Situation?

UMUNDUM: Weil die Briefmengen zurückgehen, sichern die dazukommenden Paketmengen ja auch Arbeitsplätze ab. Wir investieren im Paketgeschäft zudem massiv in die Ressourcen und setzen dort auch auf Mitarbeiteraufbau. Außerdem wird, durchaus im Sinne der Gewerkschaft, eingegliedert. Wir nehmen Leasingpersonal oder Frächter, die länger für uns tätig sind, in den Stamm auf.

Wie viel ist im Paketgeschäft derzeit extern ausgelagert?

UMUNDUM: Rund ein Viertel. Und hier gibt's eher die Tendenz, dass dieser Anteil zurückgeht, weil eben reintegriert wird. Das weiß auch die Gewerkschaft.

Die kritisiert aber eben auch die Arbeitsbedingungen scharf. Sehen Sie hier Verbesserungsbedarf?

UMUNDUM: Im Herbst sind Belegschaftswahlen, das spielt in der Wortwahl eine Rolle. Verbesserungsbedarf gibt's immer, aber ich glaube, wenn wir uns als Arbeitgeber mit allen anderen vergleichen, die in der Branche tätig sind, sind wir top. Das ist mein Zugang.

Auseinandersetzungen zwischen Vorstand und Personalvertretung werden sogar vor Gericht ausgetragen, eine Bezirksrichterin sagte im Rahmen einer Verhandlung: "Wir können nicht alle Probleme der Post AG lösen." Was ist denn da los?

UMUNDUM: Dazu möchte ich jetzt nichts sagen.

Die Post ist seit 2013 stark in der Türkei engagiert - für Aras Kargo gibt es eine Option für weitere 50 Prozent. Wird die Option gezogen?

UMUNDUM: Das hängt von der Geschäfts- und Wirtschaftsentwicklung ab. Momentan geht es ganz konsequent in die Richtung, dass wir die Option bis 2016 ziehen. Die aktuellen Zahlen sind sehr gut.

Gibt es weitere Auslandsmärkte, die Sie im Auge haben?

UMUNDUM: Unser Fokus liegt auf Ost- und Südosteuropa und eben der Türkei. Wo wir vertreten sind, wollen wir noch stärker werden. Es gibt aber auch weiße Flecken auf unserer Karte, diese Lücken wollen wir schließen, aber nicht um jeden Preis. Momentan gibt es am Markt einen gewissen Hype und teilweise massive Überzahlungen. Da spielen wir nicht mit.