Seit Längerem schwelt ein Bauernaufstand gegen Sie. Wie gefährlich ist das?

GERHARD WLODKOWSKI: Ich würde es nicht als Bauernaufstand bezeichnen, die Aufregung ist überschaubar. Richtig ist, dass es enorme Unsicherheiten gibt. Einige Gruppen sind von den jüngsten Agrarreformen stärker betroffen und drücken ihre Unzufriedenheit aus. Das ist legitim.

Haben Sie Verständnis für die Proteste?

WLODKOWSKI: Im ersten Moment schon, wenn jemand die Zahlen nicht kennt. Aber man muss die kritischen Bauern davon überzeugen, dass dieser Weg tragbar ist. Wenn man auf die Fakten schaut, lassen sich die Reformen argumentieren.

Viele Bauern aus der Intensivwirtschaft, etwa Milch- oder Obstbauern, müssen künftig Bücher führen. Wollten oder konnten Sie das alte System der Pauschalierung nicht mehr verteidigen?

WLODKOWSKI: Wir wollten das erhalten, weil wir anhand der Buchführung sehen, dass über 70 Prozent der Bauern unter den Freigrenzen bleiben und sowieso keine Einkommensteuer zahlen. Es wird also nur die Bürokratie vermehrt.

Mit diesem Argument konnten Sie sich nicht durchsetzen.

WLODKOWSKI: Da muss man differenzieren. Der erste Punkt ist die neue Hauptfeststellung der Einheitswerte per 1.1. 2014. Finanzministerin Maria Fekter hat gesagt, sie zieht das durch, das muss sein. Das wird eine ungefähr zehnprozentige Werterhöhung bringen. Der zweite Punkt ist die Pauschalierungsverordnung, die in Verhandlungen mit der SPÖ politisch erkämpft werden musste. Letztlich ist ein für uns akzeptables Ergebnis erreicht worden.

In der Bauernzeitung wurden die Kritiker rüde beschimpft...

WLODKOWSKI: Diese Wortwahl hätte ich nicht gebraucht, das ist nicht mein Stil.

Es wird aber auch die EU-Agrarförderung insgesamt umgestellt. Da werden viele Betriebe Geld verlieren.

WLODKOWSKI: Künftig ist jeder Hektar gleich viel wert, es werden keine Milch- oder Stierprämien mehr draufgeschlagen. Aber das ist verkraftbar, weil es über einen längeren Zeitraum passiert und EU-weit so gemacht wird. Wir hoffen außerdem, dass die Preise besser werden. Wir müssen zeigen, dass Förderungen keine Geschenke sind, sondern dass eine enorme Leistung dahintersteckt. Wir brauchen die Gelder, um die bäuerliche Landwirtschaft aufrecht zu erhalten.

Wo liegt die Zukunft der Bauern? Energie? Landschaftspflege?

WLODKOWSKI: Es ist der Mix. Energie und Holzwirtschaft sind wichtig, weil dort eine Wertschöpfung in den ländlichen Räumen möglich ist.

800 Bauern schließen jährlich allein in der Steiermark ihre Höfe. Wie bedroht ist der Bauernstand?

WLODKOWSKI: Eine gewisse Abwanderung hat es immer gegeben. Aber die jungen, gut ausgebildeten und fortschrittlichen Bauern haben auf jeden Fall Zukunft. Das sind junge, coole Typen!