Spätsommer in Sloweniens Hauptstadt Laibach (Ljubljana). Ein echter Bilderbuch-Tag geht in seine Mittagspause. Wettermäßig zumindest. Weit weniger sonnig ist allerdings das wirtschaftliche Klima. Und viele Menschen haben offenbar das Gefühl, dass man sie im Regen stehen lässt: "Ich bin so zornig", sagt Nada, "diese Biester", schimpft die 72-Jährige, die damit die Politiker meint. "Jetzt soll das Fleisch um 25 Prozent teurer werden. Das haben sie im Fernsehen gesagt", erzählt die Pensionistin, "bald können wir uns gar nichts mehr leisten".

Aber sie habe schon viel erlebt in dem Land, das erst vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten die Unabhängigkeit von Jugoslawien erlangte. Und "Nada heißt Hoffnung", sagt Nada, "ich gebe die Hoffnung nie auf".

Durchhaltevermögen hat auch Lana bewiesen, die - in Erwartung der Gäste, die vorerst ausbleiben - die Tische vor einem Lokal namens "Lux" abwischt. "Fünf Monate lang habe ich keinen Lohn bekommen", erzählt die 22-Jährige, "fünf Monate, während derer ich gearbeitet habe". Endlich habe sie einen Job, für den sie bezahlt werde. "Aber viele andere haben das Glück nicht. Am ärgsten ist es am Bau."

"Geld muss fließen"

Mit Schuld daran haben die Gesetze, glaubt die Kellnerin: "Arbeitgeber haben 90 Tage Zeit, um die Löhne zu zahlen." Lanas Rezept für den Weg aus der Krise: "Kein noch härterer Sparkurs! Das Geld muss fließen!"

Ana (31) und ihre Freundin sind mit ihren Kindern unterwegs in der Innenstadt von Laibach. Ob sie die Krise spüren? "Im Moment nur, weil die Preise hoch sind. Aber immerhin bekomme ich Karenzgeld", sagt Ana. "Ich weiß allerdings nicht, wie es danach weitergehen soll. Ich bin Architektin - und diese Branche ist in großen Schwierigkeiten."

"In der Stadt geht es den Leuten noch besser als am Land", sagen Sara und Andrej, die sich gerade mit ihren Lunchpaketen auf eine Bank gesetzt haben, während rundum die Gastgärten der Restaurants fast leer sind. "Kleine Unternehmer verkaufen dort fast nichts mehr, weil die Leute kein Geld haben." Der Staat habe zudem längst den Sparstift angesetzt: "Früher war der Kindergarten für das zweite oder dritte Kind kostenlos", erzählt das Paar, das vier Kinder hat. "Das war einmal. Aber es ist halt Zeit, nachzudenken und nachzujustieren", sagt Sara, "wir leben schon zu lang über unsere Verhältnisse".

Mittlerweile ist es schon nach 13 Uhr, aber auf dem Obst- und Gemüsemarkt biegen sich die Tische. Ungewöhnlich für diese Tageszeit. "Die Kunden kaufen derzeit kaum was", erklärt Jure Kri?tan, der aber als Bauer, wenn es wirklich hart auf hart geht, noch lange nicht verhungern dürfte.

Während Stanko Manojilovic längst auf die Gnade des Staates - oder der EU - angewiesen ist: Er steht vor einem Supermarkt und verkauft die Zeitschrift "Kralji Ulice", "König der Straße".