Während des Black Friday wird bei Amazon weltweit gestreikt. In rund 20 Ländern legen Teile der Belegschaft die Arbeit nieder. In Deutschland rief die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten des Onlinehändlers Amazon zum Streik und zu einer zentralen Protestaktion in Bad Hersfeld auf.

Rund 1.200 Streikende aus ganz Deutschland sowie Unterstützerinnen und Unterstützer aus den Amazon Fulfillment Centern in den USA, Großbritannien, Schweden und Italien wurden erwartet.

Kampagne „Make Amazon Pay“

Über 80 Organisationen, die sich für Arbeits-, Steuer-, Klima-, Daten- und Rassengerechtigkeit einsetzen, haben sich für die Kampagne „Make Amazon Pay“ zusammengeschlossen, um diese globalen Proteste zu organisieren.

„Wir fordern für die Amazon-Beschäftigten rechtsverbindliche Tarifverträge, die Schluss machen mit einer Bezahlung nach Gutsherrenart. Die Beschäftigten berichten uns von einem enormen Leistungsdruck, von einer erschöpfenden Arbeitsverdichtung und von einer Überwachung am Arbeitsplatz, die ein Klima der Angst erzeugt, insbesondere in den Logistikzentren“,  so Silke Zimmermann von ver.di.

Die ver.di-Streikaktion in Bad Hersfeld ist zugleich die zentrale Aktion der internationalen Kampagne #MakeAmazonPayDay. des internationalen Gewerkschaftsdachverbandes im Dienstleistungssektor UNI Global, mit dem ver.di die Protestaktion gemeinsam ausrichtet. Christy Hoffmann, die Generalsekretärin von UNI Global: „Egal, wie viel Geld große Konzerne wie Amazon ausgeben, um uns zu bekämpfen, sie können die Macht der Beschäftigten nicht brechen. Von Indien bis in die Vereinigten Staaten, von Großbritannien bis Kanada erheben sich die Beschäftigten gegen Ausbeutung und Einschüchterung durch das Unternehmen.“

Mangelndes Engagement beim Klimaschutz

Darüber hinaus beklagen die Streikenden mangelndes Engagement von Amazon hinsichtlich des Klimaschutzes. „Es geht darum, dass Amazon Standards setzt, wie Unternehmen weltweit Emissionen messen und Verantwortung für ihre Umweltverschmutzung übernehmen“, so Eliza Pan im Namen der Gruppe „Amazon Employees for Climate Justice“ (AECJ). „Das ist wichtig, weil Amazon unsere Wirtschaften und unsere Gesellschaft global prägt“

Streik zum weltweit umsatzstärksten Tag

Für das Unternehmen kommen die Streiks zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der viel umworbene Black Friday ist für den US-Konzern weltweit der umsatzstärkste Tag des Jahres.

Für die Gewerkschaften eine gute Gelegenheit, Druck auf das Unternehmen aufzubauen. Zudem kritisiert Pan den Überkonsum, der durch die Rabattschlacht angefeuert wird: „Wenn Ihnen das Problem des Überkonsums wichtig ist, möchten wir Sie dazu auffordern, darüber nachzudenken, dass dies nicht nur ein Problem von Individuen ist, die zu viel kaufen. Es ist tatsächlich ein Problem von Unternehmen wie Amazon, die Milliarden investieren, um Sie dazu zu bringen, mehr zu kaufen“

Amazon weist Vorwürfe zurück

Das Unternehmen weist die Vorwürfe der Gewerkschaft scharf zurück. „Die Kolleginnen und Kollegen profitieren von fairen Löhnen und guten Zusatzleistungen. Der Einstiegslohn bei Amazon in Deutschland liegt derzeit bei 15 Euro brutto pro Stunde aufwärts. In Österreich werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemäß dem geltenden Kollektivvertrag entlohnt. Dazu gibt es viele Extras wie beispielsweise eine betriebliche Altersvorsorge“, so eine Pressesprecherin von Amazon gegenüber der Kleinen Zeitung.

Für die Kundinnen und Kunden soll der Streik keine spürbaren Auswirkungen haben. Zudem beschränken sich die Streiks auf ausgewählte Standorte.