Wenige Monate vor dem Zusammenbrechen des Signa-Geflechts hat Hugo-Boss-Chef Daniel Grieder mit Signa-Gründer René Benko an einer „Fashion Investment Group“ gearbeitet. Eine Sprecherin von Hugo Boss bestätigte der APA „erste Ideen“ in diese Richtung, es seien aber keine „geheimen Pläne seitens Herrn Grieder“ gewesen.

Bekannt wurde dies am Jahrestag der Insolvenz der Signa Holding durch Medienberichte (News, Krone). Demnach erhielt Benko Ende März 2023 von Grieders privater E-Mail-Adresse eine Präsentation, die Grafiken zur Gesellschaftsstruktur der geplanten Investmentgruppe sowie einen dreistufigen Plan zur Übernahme der Hugo Boss AG enthielt. Demnach sollte Grieder, derzeit noch CEO, erst nach seinem Abschied vom Modekonzern, offiziell in Erscheinung treten.

„Projekt Tango“

Im Mailverkehr mit dem Betreff „Projekt Tango“ wurde die Strategie besprochen. Kurz zuvor erwarb Grieders Ehefrau laut den Berichten Boss-Aktien im Wert von knapp 1,5 Millionen Euro. Seit Wochenbeginn verlor die Aktie über 17 Prozent.

Für die Aktionärsschützer der SdK werfen die Medienberichte „zahlreiche Fragen auf, da es den Eindruck erweckt, als würde der angestellte Vorstandsvorsitzende seinen Arbeitgeber durch die Hintertür heimlich übernehmen wollen.“ Generell spreche nichts gegen Aktienkäufe durch den CEO, sofern diese transparent gemacht werden. „Ob das hier hätte der Fall sein sollen, bleibt unklar“, sieht der SdK den Aufsichtsrat gefordert, für Aufklärung zu sorgen, wie es in einem Statement auf APA-Anfrage hieß.

Die Hugo Boss AG hielt in einem Statement fest, dass „seinerzeit alle relevanten internen Stellen bei Hugo Boss stets über die beschriebenen ersten Überlegungen bzw. Ideen informiert“ waren. Diese wären nie weiterverfolgt oder auch nur ansatzweise umgesetzt worden. Laut dem Unternehmen stand das Verhalten von Grieder im Einklang mit geltendem Recht.

Laut „Handelsblatt“ leitete die deutsche Finanzaufsicht Bafin eine Vorprüfung ein.

Weitere Signa-Verfahren

Indes informiert der Gläubigerschutzverband Creditreform über vier weitere Insolvenzen, die der Signa Development Selection AG zugerechnet werden: Die Heitzlergasse 5 STP Immobilien GmbH & Co KG, Heitzlergasse 5 STP Beteiligung GmbH & Co KG, Rathausplatz 6-10 STP Beteiligung GmbH & Co KG und Rathausplatz 6-10 STP Immobilien GmbH & Co KG haben am Handelsgericht Wien den Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt. Es sind rund 25 Gläubiger betroffen.