Johannes Rumpl, Landesdirektor der Uniqa-Versicherung in der Steiermark, will an diesem Tag explizit über die Jungen reden. Warum sich dann das Gespräch zu Beginn just um Österreichs Pensionssystem dreht? Nun, Rumpl ist überzeugt, dass eine Zeitenwende bevorsteht. „Unser Pensionssystem wurde vor 70 Jahren gar nicht so schlecht erfunden“, sagt er. Jetzt aber sei es nicht mehr zeitgemäß, eher ein „Koloss auf tönernen Füßen“, wie Rumpl befindet. Er führt das auf zunehmendes Ungleichgewicht zwischen Erwerbstätigen und Nicht-Erwerbstätigen zurück, also der Essenz des Umlagesystems. Wären 1950 auf eine Person im Pensionsalter noch sechs Personen im erwerbsfähigen Alter gekommen, liege die Quote aktuell noch bei drei zu eins. 2040 schließlich, so schätzt es die Statistik Austria, werden nur mehr zwei Erwerbsfähige auf einen Pensionisten entfallen.

Rumpl plädiert deswegen für eine Anhebung des realen Pensionsantrittsalters. Rückendeckung erhält der Uniqa-Chef dabei von Statistik-Austria-Boss Tobias Thomas, der jüngst konstatierte, dass es in Österreich „eine Tendenz gibt, früh in Pension zu gehen“. Thomas: „Nur jeder zweite Mann zwischen 60 und 64 Jahren arbeitet“. Johannes Rumpl will aber auch bei den Jüngeren ansetzen. Dort sei es wesentlich, mehr und frühere Finanzbildung zu etablieren.

Uniqa-Direktor Johannes Rumpl
Uniqa-Direktor Johannes Rumpl © Uniqa

Womit sich der anfängliche Kreis schließt. Denn gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Reppublika Research & Analytics führte die zum vierten Mal eine Finanzvorsorge-Studie durch. Befragt wurden rund 3200 Personen zwischen Ende April und Anfang Juni, inhaltlich stand das Thema „Erwachsen werden“ in Verbindung mit finanzieller Verantwortung und finanzieller Vorsorge im Zentrum. Welche Ergebnisse aus der Studie abzuleiten sind?

Vorsorge: Weniger Spielraum für Frauen

In der Steiermark schätzt nur etwa jeder Fünfte der Befragten aller Altersgruppen das eigene Wissen zu Finanz- und Veranlagungsthemen als „(eher) hoch“ ein. An dieser Stelle wollen die Studienautorinnen und -autoren um Leiterin Martina Oberrauch auch gleich ein „widersprüchliches Verhalten“ erkannt haben. Während nämlich dem Kapitalmarkt „noch immer sehr unfundierte Vorbehalte entgegengebracht“ würden, bestehe andererseits „sehr wohl die Bereitschaft, in extrem volatile Anlageformen wie Kryptowährungen zu investieren“.

Martina Oberrauch
Martina Oberrauch © Reppublika Research and Analytics

Bei den Jüngeren fehlt es aber nicht nur an etwaigem Finanzwissen, sondern schlichtweg auch am Geld. Nur vier von zehn der heimischen 18- bis 29-Jährigen geben an, sich ihr Leben komplett selbst finanzieren zu können. Das führt uns naturgemäß auf direktem Wege zum Thema finanzielle Vorsorge und zu diesbezüglichen Verhinderungsgründen. In der Studie gibt in Summe fast jede Dritte (29 Prozent) der befragten Personen an, über zu wenig Geld für finanzielle Vorsorge zu verfügen. Besonders dramatisch ist die Situation bei Frauen, bei denen 34 Prozent angeben, sich die Vorsorge nicht leisten zu können. Bei den Männern befindet so jeder Vierte. Immerhin: Der Wert ist tendenziell sinkend.

„Der Umstand, dass Frauen häufiger angeben, nicht ausreichend vorsorgen zu können, ist eng mit der bestehenden Einkommensungleichheit verknüpft“, heißt es von Johannes Rumpl mit Blick auf ein niedrigeres Durchschnittseinkommen und höhere Teilzeitbeschäftigung aufgrund von Betreuungspflichten. Das führe „zwangsläufig“ zu einem „kleineren finanziellen Spielraum für langfristige Vorsorge“.