Im Streit um einen möglichen Stellenabbau bei Volkswagen wollen IG Metall und Unternehmen in knapp zwei Wochen zu Verhandlungen zusammenkommen. Die Tarifverhandlungen würden am 25. September in Hannover starten, teilten Unternehmen und Gewerkschaft mit. Neben der regulären Entgeltrunde solle dabei auch über die jüngst von VW gekündigte Beschäftigungssicherung verhandelt werden. Die eigentlich erst ab Oktober geplante Tarifrunde werde daher vorgezogen.

VW hatte Anfang September angekündigt, wegen der angespannten Lage seine Sparpläne zu verschärfen und schließt Kündigungen und Werkschließungen nicht länger aus.

Der Streit um einen möglichen Stellenabbau hat sich in dieser Woche weiter zugespitzt. Gut eine Woche nach der Ankündigung, Kündigungen und Werksschließungen nicht länger auszuschließen, hat VW die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung formal aufgekündigt. Das Kündigungsschreiben sei der Gewerkschaft IG Metall zugestellt worden, teilte Europas größter Autobauer mit. Der Vertrag laufe damit Ende des Jahres aus. Sechs Monate später sind dann betriebsbedingte Kündigungen möglich.

„Größte Zerreißprobe in Unternehmensgeschichte“

Betriebsrat und Gewerkschaft reagierten mit scharfer Ablehnung. „Jetzt hat das Unternehmen also wahr gemacht, wovon wir seit Tagen ausgehen“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. „Es ist ein bitterer Tag.“ Dagegen werde man sich erbittert zur Wehr setzen. „Wir werden alle Mittel nutzen, die wir haben, um dem Unternehmen deutlich, zu machen, dass das so mit uns nicht zu machen ist.“ Betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen werde der Betriebsrat nicht hinnehmen. „Das ist nach wie vor unsere ganz große rote Halt-Linie.“

Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger sprach von „einem beispiellosen Angriff auf das gemeinsame, historische Tarifwerk“, mit dem VW die Situation nun unnötig eskaliere. „Es ist besser, wenn man die Probleme gemeinsam löst und nicht gegeneinander.“ Mit der einseitigen Kündigung der Beschäftigungssicherung stelle „Volkswagen die Mitbestimmung vor eine der größten Zerreißproben in der Unternehmensgeschichte“.

Kritische Lage bei der Kernmarke

Der Konzern verwies dagegen auf die kritische Lage bei der schwächelnden Kernmarke VW, die sich mit den bisherigen Maßnahmen wie Altersteilzeit und Abfindungsprogrammen nicht lösen lasse. „Wir müssen die Volkswagen AG in die Lage versetzen, die Kosten in Deutschland auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken, um aus eigener Kraft in neue Technologien und neue Produkte zu investieren“, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian laut Mitteilung. Insgesamt hat VW in Deutschland 120.000 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte davon in Wolfsburg.