Blühende Landschaften versprach der deutsche Einigungskanzler Helmut Kohl den Ostdeutschen nach dem Mauerfall. 34 Jahre nach der deutschen Einheit rückt die Einlösung dieses Versprechens durchaus näher. Die ostdeutsche Wirtschaft wird laut ifo-Institut in diesem und im nächsten Jahr spürbar stärker wachsen als die gesamtdeutsche. Um 1,1 bzw. 1,4 Prozent, verglichen mit deutschlandweiten 0,4 und 1,7 Prozent. Mit ein Grund: Die ostdeutsche Wirtschaft ist weniger exportabhängig als die westdeutsche, was in dieser konjunkturellen Schwächephase, unter der vor allem die stark an Ausfuhren orientierte Industrie im Westen leidet, von Vorteil ist.

Am auffälligsten zeigt die ostdeutsche Wirtschaft wohl bei der spektakulären Ansiedelung internationaler Halbleiter-Giganten sowie des E-Autoriesen Tesla auf. Mehr als 12.000 Menschen arbeiten bereits im Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin. Allerdings kündigte der wankende Elektroauto-Primus an, 400 Jobs in Deutschland zu streichen.

Der taiwanesische Chipgigant Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) plant mit seinen Partnern Bosch, Infineon und NXP eine Chipfabrik im sächsischen Dresden zu errichten. Dort befindet sich bereits Europas bedeutendster Cluster der Chipproduktion namens „Silicon Saxony“. Geplant sind Investitionen im Ausmaß von zehn Milliarden Euro. Das deutsche Wirtschaftsministerium wird den Bau mit bis zu fünf Milliarden Euro subventionieren, Ende 2027 soll die Fabrik in Betrieb gehen, 2000 Hightech-Arbeitsplätze werden entstehen. Der Grundstein für die Fabrik wurde am 20. August gelegt.

Mit hohen Subventionen lockt Deutschland auch Intel an. Der langjährige Branchenführer will gleich 30 Milliarden Euro in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) investieren. Anders als bei den Taiwanesen wurden zuletzt allerdings Zweifel laut. Es sei fraglich, ob der in eine veritable Krise geschlitterte US-Chiphersteller ein verlässlicher Partner ist. Neun Milliarden Euro soll der US-Konzern von der Bundesregierung erhalten, genehmigt wurde die exorbitante Summe noch nicht. Solche Milliarden-Subventionen werden in Anbetracht der mit einer schweren Krise kämpfenden Halbleiterbranche von Branchenexperten hinterfragt.

Auch Infineon , das sowohl in Deutschland als auch in Österreich gerade ein massives Sparprogramm fährt, erweitert sein Werk in Dresden um fünf Milliarden Euro, es ist die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte. Die neue Fabrik soll 2026 in Betrieb gehen.