Wenn die Lieferbranche in den letzten Jahren etwas besonders deutlich gezeigt hat, dann ist das nach Ansicht von Alexander Gaied, seines Zeichens neuer Geschäftsführer von Foodora Österreich, „dass die Nachfrage, Bedürfnisse des Alltags schnell über Apps gedeckt bekommen, gegeben ist.“ Folgerichtig ist für Gaied die Ausweitung des Lieferportfolios eines der großen „drei L“, auf denen derzeit der strategische Fokus liegt – neben dem Ausbau des ländlichen Liefergebiets und dem Thema Leistbarkeit.

Von den reinen Essensbestellungen ist Foodora als eine der größten Online-Bestellplattformen in Österreich längst schon weggekommen. 10 Prozent der Gesamtnachfrage machen bereits Lebensmittellieferungen aus und man sieht hier ein „starkes Wachstum“. Die Zusammenarbeit mit Apotheken, Bäckereien und Blumenläden läuft ebenfalls. Gaied sieht aber auch in der Tiernahrung, wo es sich häufig um große Volumina und hohes Gewicht handelt, und in Elektronikartikeln Potenzial und verweist auf internationaler Ebene auf Südkoreo, wo das Konzept schon länger als in Österreich etabliert ist: „Dort bestellt der Durchschnittskunde achtmal pro Monat bei einem Lieferdienst – und zwar alles Mögliche, nicht nur Essen.“ In Österreich liegt der Schnitt derzeit noch bei dreimal pro Monat.

Dynamisches Gehaltsmodell

Ohne wirtschaftliche Kennzahlen zu verraten, verweist man bei Foodora auf ein stabiles Wachstum von Jahr zu Jahr mit einem entsprechenden Anstieg der Mitarbeiterzahl – derzeit steht man bei etwa 3000 „Ridern“. Zum medial immer wieder kolportierten Niedriglohn von weniger als 1500 Euro netto pro Monat für eine 40 Stunden-Woche stellt Gaied klar: „Die Zahlen basieren auf einem fixen Stundenlohn im Rahmen der KV-Verhandlungen. Wir haben ein dynamisches, leistungsbasiertes Modell, bei dem man Einiges mehr verdienen kann.“

KV-Abschluss für mehrere Jahre?

Auf die stockenden KV-Verhandlungen angesprochen, merkt Gaied an, dass Foodora nicht zum Verhandlungstisch eingeladen ist. Eine gute Stoßrichtung, um die aktuelle Pattsituation aufzulösen, wäre seiner Meinung nach aber ein Abschluss für mehrere Jahre. Zum Thema Entlohnung – Foodora hat den Bruttolohn echter Dienstnehmer mit 1. August um 5,8 Prozent erhöht – heißt es: „Wir können nur soviel verteilen, wie wir erwirtschaften.“ Man biete bei Foodora aber gerade im Rahmen des freien Dienstnehmermodells einen Job mit sehr viel Freiheit an – „ich kann entscheiden, wann und wieviel ist arbeite, ob ich eine Bestellung annehme oder nicht, und das alles sanktionslos“ – und dabei sei man zu 100 Prozent von Foodora kranken-, unfall-, pensions- und arbeitslosenversichert. „Das ist ein attraktiver Job für viele Menschen, die Flexibilität zu schätzen wissen und auch brauchen.“ Außerdem biete der Job gerade in Österreich für viele Menschen eine Chance und einen ersten Schritt in den Arbeitsmarkt, den sie aufgrund ihrer persönlichen Situation und Qualifikationen sonst wahrscheinlich nur schwer machen könnten. „Es geht nicht darum, diese Situation auszunutzen, sondern zu sehen, was wirtschaftlich nachhaltig machbar ist und diesen Menschen eine Chance zu geben.“