„Fünf verlorene Jahre für Österreich“ konstatiert der wirtschaftsliberale Think Tank Agenda Austria. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf sank seit 2019 um 1,7 Prozent. Österreich ist damit im EU-Vergleich Schlusslicht, sogar hinter Deutschland (-1,3 Prozent). Ein „Wachstumsturbo“ sei nötig, um Wohlstand und Lebensstandard zu erhalten.

Einführung der „Flat Tax“

Eine wesentliche Ursache für das fehlende Wirtschaftswachstum sei die lahmende Arbeitsproduktivität. Bereits fast jeder dritte Erwerbstätige ist in Österreich teilzeitbeschäftigt. Seit dem Jahr 2000 sei die Produktivität pro Kopf in Österreich nahezu nicht gewachsen, die Republik rangiert auch hier am unteren Ende der EU-Skala.

Um pro Kopf produktiver zu werden, müsse schlicht mehr gearbeitet werden. Ein Grund für die hohe Teilzeitquote ist die immense steuerliche Belastung. „Wir müssen uns steuerlich so aufstellen, dass es sich wieder lohnt, mehr zu arbeiten“, sagt Agenda Austria-Ökonom Jan Kluge. Er empfiehlt die Einführung einer Flat Tax, also eines zumindest über weite Strecken flachen Steuersatzes, auf Einkommen. Denn wer heute 40 statt 20 Stunden arbeitet, habe nur 68 Prozent netto mehr in der Tasche. Es müssten eigentlich 100 Prozent Plus sein, so der Ökonom.

Es brauche zudem ein „Wachstumschancengesetz made in Austria“, das weiter gehe als das deutsche Modell. Etwa mit einer „Superabschreibung“ für Investitionen in Klimatechnik und Digitales.

Mehr Wagniskapital für Unternehmen

Ein weiteres Problem sei der kleine, isolierte österreichische Kapitalmarkt. Unternehmen finanzierten sich vor allem über Bankkredite, also mittels Fremdkapital, weil es an Wagniskapital fehlt. Agenda Austria schlägt unter anderem einen ausreichend hoch dotierten Dachfonds für mehr Investitionen in Start-ups vor.

Agenda Austria-Ökonom Jan Kluge
Agenda Austria-Ökonom Jan Kluge © KLZ / Kk

Als problematisch erachtet Ökonom Kluge die Ablehnung Österreichs von Handelsabkommen etwa mit Südamerika (Mercosur) oder Indien. „Österreich muss eine Stimme sein, die nach vorne will“, warnt Kluge vor den langfristig teuren Folgen solcher Blockadehaltung. Wichtig für mehr Wachstum sei zudem, die stark gestiegenen Lohnstückkosten in den Griff zu bekommen. Der Mechanismus für KV-Verhandlungen solle daher flexibilisiert werden, da innerhalb der Branchen Kosten- oder Preisentwicklungen heterogen verlaufen würden. Konkret schlägt Agenda Austria-Ökonom Kluge KV-Verhandlungen auf Unternehmensebene vor.

Dauerbrenner für mehr Wachstum

Teil des Wachstumsplans sind auch Dauerbrenner wie Entbürokratisierung und Deregulierung. „Es lohnt sich anzuschauen, was andere Länder besser gemacht haben als wir“, rät Kluge. Vorbilder seien einmal mehr Skandinavien, wo zwar die Abgabenlast ebenso hoch sei, aber die Qualität öffentliche Dienstleistungen deutlich besser als hierzulande. Selbst das viel gescholtene Ungarn profitiere von einer Flat Tax und dem degressiven Arbeitslosengeld.