Einst lebten die unternehmerischen Größen des Silicon Valley und die Demokratische Partei in einer innigen Beziehung. Der Republikaner Donald Trump war im Tal der Technik, gerne als liberale Hochburg tituliert, lange ein mehr oder weniger rotes Tuch. Sein Faible für restriktive Zuwanderungspolitik irritierte die wachstums- und finanzstarken Tech-Unternehmen, die selbst viele Immigranten beschäftigen. Außerdem sorgte Trumps Unberechenbarkeit für ärgerliche Planungs-Unsicherheit bei jenen, die unsere Zukunft, unser Zusammenleben, maßgeblich formen wollen. Nicht zuletzt gibt es kaum einen Lenker von Google, Facebook, Amazon & Co, über den Trump sich nicht irgendwann einmal abschätzig äußerte.

Umso überraschender ist im ersten Blick der nun erfolgte Schwenk. Öffentlich brach Elon Musk das Eis, als er kurz nach dem gescheiterten Attentat auf Donald Trump dem Republikaner seine, massive, Unterstützung zusicherte. Aber Musk blieb nicht alleine. Im Gegenteil. Kurz darauf folgten ihm mit den Investoren Marc Andreessen und Ben Horowitz zwei der mächtigsten Silicon-Valley-Stimmen. Mehr als zwei Millionen Dollar spenden auch die Investorenzwillinge Tyler und Cameron Winklevoss an Trump.

Großinvestor Marc Andreessen
Großinvestor Marc Andreessen © Imago

So überrascht darauf die Weltöffentlichkeit reagierte, so erwartbar waren die Meldungen für langjährige Begleiter des Silicon Valley. „Ich wette, dass viele der Menschen, die sich jetzt plötzlich für Donald Trump aussprechen, ihn auch 2020 schon wählten. Sie sprachen nur nicht darüber“, meint dazu etwa der stets gut informierte New-York-Times-Journalist Teddy Schleifer im Podcast Hard Fork.

Schon länger beobachte er, dass die Bindung der Tech-Größen zu den Demokraten bröckelt. Die Gründe sind mannigfaltig – und haben doch immer wieder mit der Person Lina Khan zu tun. Wenig verwunderlich, ist es doch die US-Juristin, die sich als Vorsitzende der Wettbewerbsbehörde FTC mit zahlreichen Kartellrechtsklagen den Unmut der Techriesen zuzog. Ins Amt gehoben wurde die heute 35-Jährige von Joe Biden. Aber auch mit der deklarierten Ablehnung der Krypto-Szene machten sich Biden & Co wenige Freunde im Silicon Valley. Vor allem nicht bei den Investoren, die aufgrund der Regulierungsbestrebungen ihre Wachstumschancen davonschwimmen sahen. „Ich werde Joe Bidens Krieg gegen Krypto beenden“, visierte Donald Trump jüngst bewusst diese Zielgruppe an.

LinkedIn-Co-Gründer Reid Hoffman (links) mit Michael Bloomberg und Susan Gordon
LinkedIn-Co-Gründer Reid Hoffman (links) mit Michael Bloomberg und Susan Gordon © Imago

Bevölkerung bleibt Trump-kritisch

Verhältnismäßig verhalten äußert sich dieser Tage Peter Thiel, einer der ersten Facebook-Investoren, Mitgründer des sagenumwobenen Datenanalysten Palantir und einstiger Arbeitgeber von Trump-Vize J.D. Vance. 2016, als das meiste Tech-Geld noch in die Taschen der Demokratin Hillary Clinton floss, war Thiel der Renegat, der potenteste Trump-Sponsor aus dem Silicon Valley. Dieses Mal will Thiel zwar kein Geld in die Trump-Kampagne stecken, seine Wahl werde dennoch auf den Republikaner fallen, ließ er wissen. Auch bei einem Treffen von Trump mit Entscheidungsträgern der Konzerne Apple, Alphabet, Amazon, Tesla & Co zog Thiel die Fäden.

Speziell seit dem Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris verspüren aber auch die Demokraten wieder Aufwind. Zu den deklarierten Harris-Unterstützern zählt etwa Ex-Google-Chef Eric Schmidt oder Reid Hoffman, Mitbegründer des populären Netzwerks LinkedIn. Nicht zuletzt darf man bei allem Fokus auf die großen Geldgeber dieser Welt natürlich eines nicht vergessen: die kleinen Start-ups des Silicon Valley und vor allem die dort lebenden Menschen bleiben Donald Trump weiterhin fern. Nur sieben Prozent der in Kalifornieren registrierten Wählerinnen und Wähler sind republikanisch.