Knapp 900 Millionen Euro betrug der Gewinn heimischer Banken im Durchschnitt in einem ersten Quartal im Zeitraum 2019 bis 2022 – noch vor dem kräftigen Zinsanstieg. Im ersten Quartal 2024 sind es laut Berechnungen des gewerkschaftsnahen Think-Tanks Momentum Institut deutlich mehr, nämlich 3,4 Milliarden Euro, und verweist auf Daten der Nationalbank. Das ist noch mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (3,3 Milliarden Euro). Momentum -Ökonom Leonard Jüngling errechnet daraus einen „Übergewinn“ von 2,5 Milliarden Euro und fordert eine Sondersteuer auf die höheren Gewinne, auch um das staatliche Budgetdefizit unter die Maastricht-Marke von drei Prozent des BIP zu drücken.
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Auch im Halbjahr deutlich vorne
Das Institut wertete auch die ersten Halbjahresergebnisse von Bank Austria, Bawag und Erste Group aus und verglich diese mit dem Schnitt der Profite in den ersten Halbjahren von 2019 bis 2022. Auch auf diesen Zeitraum bezogen gebe es hohe Übergewinne. Die Bank Austria hat ihren Gewinn auf 692 Millionen Euro mehr als verdreifacht, die Bawag auf 342 Millionen Euro mehr als verdoppelt und die Erste Group auf 598 Millionen Euro fast verdoppelt. Während Bawag und Bank Austria ihre Gewinne gegenüber 2023 nochmals steigern konnten, sank der Gewinn der Erste Group. Auf die Banken warte ein weiteres Rekordjahr, so die Schlussfolgerung.
„Banken haben profitiert“
Laut Leonard Jüngling, Ökonom am Momentum Institut, hätten die Banken durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der daraus entstandenen Inflation enorm profitiert, die EZB habe mit der Österreichischen Nationalbank die Leitzinsen hinaufgeschraubt. „Weil die Nationalbanken ihre Geldpolitik diesmal anders ausführen, bezahlen sie an die Banken direkt milliardenhohe Subventionen.“ Für diese „privatisierten Gewinne“ müssten am Ende auch Steuerzahler und Steuerzahlerinnen in Österreich aufkommen, so Jüngling. „Das Mindeste ist, dass der Staat einen Teil der Übergewinne zur Schadensbegrenzung abschöpft.“
Agenda warnt vor Gewinneinbruch
Eine einbrechende Gewinnquote ortet indes die arbeitgebernahe Agenda Austria. Die Gewinnquote falle ins „Bodenlose“. Im ersten Quartal 2024 lag demnach der Anteil der Gewinne an der Wirtschaftsleistung nur noch bei rund 17 Prozent, „so tief wie seit Jahrzehnten nicht“. Während der Corona-Lockdowns schnellte dieser Wert kurzfristig nach oben und sei zum Indiz für „Gierflation“ erklärt worden.
„Der steile Absturz ist ein Indiz dafür, dass die schwache konjunkturelle Lage und die hohen Lohnsteigerungen ihren Tribut fordern“, meint Agenda Austria-Ökonom Jan Kluge. Die Gewinnquote sei tendenziell schon seit der Finanzkrise rückläufig. Die Lohnquote – der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen – steige hingegen seit Jahren und werde bald wieder auf dem Niveau der 1980er Jahre angekommen sein.