Es ist zwar Urlaubszeit, aber im Zementwerk von Alpacem in Wietersdorf stehen die Maschinen nicht still, denn das Ende der sogenannten „Ofenreise“ – also der Zeit zwischen Anbrennen und Abkühlen des Ofens – wird erst gegen Jahresende erreicht sein. Bis dahin läuft die Produktion mit rund 1400 Grad sieben Tage die Woche im Schichtbetrieb durch. Zum Jahreswechsel erfolgt die Wartung des Ofens und die neue Ofenreise kann beginnen.

Diese hohen Temperaturen, die Alpacem für die Herstellung von Zement, Beton und Rohstoffen benötigt, treiben die CO2-Werte in die Höhe. Doch das ist nicht der einzige Faktor. „Schon im Rohmaterial Mergel und Kalkstein ist viel CO2 gebunden, das bei der Verarbeitung zu Klinker freigesetzt wird“, erläutert der Technische Direktor Florian Salzer. Rund 70 Prozent des CO2, das im Herstellungsprozess entsteht, ist darauf zurückzuführen.

Bis 2035 CO2-neutral

„Wir haben vor fünf Jahren das Projekt ,Compass to zero‘ gestartet, denn bis 2035 wollen wir CO2-neutral in der Zementproduktion sein“, sagt Alpacem-Geschäftsführer Lutz Weber. Eine wesentliche Rolle werde dabei das Projekt „Zeus“ spielen. „Ein großer Name für ein großartiges Projekt“, ist Weber überzeugt. Er steht für den Projekttitel „Zementmahlung energieeffizient umweltbewusst stärken“. Im Zuge der Umsetzung werden 50 Millionen Euro investiert. In einem ersten Modernisierungsschritt wird eine sogenannte Compoundsiloanlage für vorgemahlene Komponenten errichtet, für die bereits die behördliche Genehmigung vorliegt. In wenigen Wochen soll der Baustart erfolgen und für 2025 ist die Fertigstellung geplant. Als Zweites ist eine Zementsiloanlage mit Bahnverladung geplant. Mit dieser sollen die Lagerkapazitäten erhöht werden. „Der Silo ist wie eine Batterie. Er speichert Material für die Zeit, zu der wir mit grünem Strom produzieren können“, sagt Salzer. Früher wurde in der Industrie bevorzugt nachts produziert, künftig werden die Hauptproduktionszeiten in die Mittagszeit fallen, wenn unter anderem durch Photovoltaik besonders viel grüner Strom zur Verfügung steht.

Alpacem-Geschäftsführer Lutz Weber (Geschäftsführer)  und der Technische Direktor Florian Salzer (links)
Alpacem-Geschäftsführer Lutz Weber (Geschäftsführer) und der Technische Direktor Florian Salzer (links) © Thomas Hude

Der dritte Bauschritt im Zuge von Zeus beinhaltet eine neue Zementmühle, die 2027 in Betrieb gehen soll. Ein wesentlicher Eckpunkt in der Modernisierung der Anlage ist die Reduktion des Anteils von Klinker im Zement. Denn je weniger Klinker enthalten ist, umso weniger CO2 entsteht. Allerdings haben diese neuen Zementarten auch andere Eigenschaften. „Darauf wird man bei Bauen Rücksicht nehmen müssen“, sagt Salzer. Konventioneller Zement würde „mehr Fehler auf der Baustelle verzeihen“.

Alpacem-Standort in Wietersdorf
Alpacem-Standort in Wietersdorf © Thomas Hude

Durch Einsparung bei Klinker, Energieeffizienzsteigerung und Erdgaseinsparung durch die Nutzung von Abwärme will Alpacem mit Zeus pro Jahr 21.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Darüber hinaus soll der Strombedarf um 7800 Megawattstunden und der Erdgasbedarf um 400.000 Kubikmeter pro Jahr reduziert werden.

Alpacem ist mit 145 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 19 Lehrlingen, ein großer Arbeitgeber in der Region. Seinen Wertschöpfungsbeitrag beziffert das Unternehmen mit 75 Millionen Euro pro Jahr für Kärnten. Dennoch sehen etliche Anrainer das Werk kritisch. Unter anderem hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die auch ihre Parteienstellung in den Genehmigungsverfahren nutzt. „Wir haben uns darauf eingestellt und kalkulieren das zeitlich bei Projekten ein“, sagt dazu der Technische Direktor. Man habe nichts zu verbergen und biete Transparenz mit einem Gemeindeforum und Werksführungen.