Der Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2024/25 einen deutlichen Gewinnrückgang erlitten. Das Ergebnis nach Steuern brach im Jahresabstand von 213 Millionen auf 150 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Der Umsatz ging von 4,4 Milliarden auf 4,1 Milliarden Euro zurück. Das schlechte Konjunkturumfeld und eine weitere Abwertung der deutschen Buderus Edelstahl drückten die Zahlen nach unten. Der Personalstand blieb stabil.

Im Zuge der noch laufenden Veräußerung von Buderus Edelstahl musste die Voestalpine heuer im ersten Geschäftsquartal „aufgrund inzwischen vorliegender bindender Angebote“ eine weitere Abwertung in Höhe von 28 Millionen Euro vornehmen - nach außerplanmäßigen Abschreibungen in der High Performance Metals Division in Höhe von 181 Millionen Euro.

Das wirkte sich auch spürbar auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) aus, der heuer zwischen April und Juni um 16,5 Prozent von 499 auf 417 Millionen Euro zurückging, wie der börsennotierte Konzern weiters mitteilte. Der Verkauf der deutschen Gesellschaft Buderus Edelstahl erfolge „in konsequenter Umsetzung der Strategie des Konzerns, den Werkstoffbereich auf das höchste Qualitätsspektrum zu fokussieren“.

„In einem gerade für europäische Stahlunternehmen äußerst schwierigen Umfeld konnten wir uns sowohl in der Stahlproduktion wie auch in den weiterverarbeitenden Bereichen sehr gut behaupten. Unsere hochqualitativen Stahlprodukte sind in den technologisch anspruchsvollsten Segmenten, wie der Bahn- und Luftfahrtindustrie, sehr gefragt. Unser strategisches Ziel bleibt es, in renditestarken Märkten weiter zu wachsen“, sagt Vorstandschef Herbert Eibensteiner.

So entwickeln sich die Segmente

Wie entwickeln sich die einzelnen Bereiche? „Während für die Segmente Bau, Maschinenbau und Konsumgüter in der laufenden Berichtsperiode noch von keiner substanziellen Verbesserung ausgegangen werden kann, sollten die bislang sehr gut performenden Märkte in den Bereichen Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik weiterhin eine hohe Nachfrage nach Produkten und Systemlösungen aus dem Voestalpine-Konzern aufweisen“, teilt das Unternehmen mit.

Der Bedarf aus dem konventionellen Energiesektor im Bereich Öl- und Gasexploration habe im ersten Geschäftsquartal vor allem in Nordamerika an Dynamik verloren, sollte jedoch für die restliche Berichtsperiode auf dem nun niedrigeren Niveau stabil bleiben. „Die Automobilindustrie hat sich im 1. Quartal 2024/25 insgesamt weitgehend stabil entwickelt, allerdings kann aufgrund der anhaltend schwachen Konjunktur in Europa auch in diesem Segment eine etwas moderatere Nachfragedynamik im zweiten Halbjahr 2024/25 nicht ausgeschlossen werden“, so der Ausblick.

Ausblick leicht eingetrübt

Beim Ausblick auf das gesamte Fiskaljahr (bis Ende März 2025) ruderte das Management leicht zurück: Der operative Gewinn (EBITDA) soll sich „am unteren Ende der kommunizierten Bandbreite von 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro“ bewegen. 2023/24 sank das EBITDA von 2,54 Milliarden auf 1,67 Milliarden Euro.

Im ersten Quartal 2024/25 sackte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) den Angaben zufolge um mehr als ein Viertel (knapp 27 Prozent) von 311 auf 228 Mio. Euro ab. Der Gewinn vor Steuern gab von 273 auf 189 Millionen Euro nach. Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit stieg „signifikant von 10 Millionen Euro im Vorjahr auf aktuell 215 Mio. Euro“. Der Personalstand der Voestalpine wuchs leicht von weltweit 51.200 auf 51.400 Vollzeitäquivalente (plus 0,4 Prozent).

Die Verschuldung des Konzern stieg per Ende Juni gegenüber dem Bilanzstichtag (31. März 2024) um 6,3 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, das Eigenkapital um 0,8 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Die Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) erhöhte sich in dem Zeitraum von 22 auf 23,2 Prozent.

Bilanzskandal: „Aufarbeitung läuft“

Vorerst nichts Neues gibt es zum Bilanzskandal: Die Aufarbeitung der „bewusst ergebnisverbessernden Fehlbuchungen“ in Höhe von insgesamt rund 100 Millionen Euro über elf Jahre hinweg (2012/13 bis 2023/24) bei einer deutschen Gesellschaft der Metal Forming Division sind derzeit noch im Laufen. „Über die Ergebnisse wird die Voestalpine nach Vorliegen des Abschlussberichts informieren“, hieß es. Ob es zu zivilrechtlichen Klagen oder strafrechtlichen Anzeigen komme, könne erst nach Vorliegen der Ergebnisse entschieden werden. Ein spezialisiertes Wirtschaftsprüfungsunternehmen und eine deutsche Rechtsanwaltskanzlei wurden eingeschaltet. Die bilanziellen Folgen seien rückwirkend korrigiert worden und vollständig im Jahresabschluss 2023/24 berücksichtigt.