Nach Milliardenverlusten will die Deutsche Bahn mit Stellenstreichungen und Ausgabenkürzungen aus den roten Zahlen kommen. Das Schienennetz müsse saniert und Güterbahn und Personenverkehr müssten wieder profitabel gemacht werden, kündigt der Staatskonzern am Donnerstag an. Das wird auch das Personal treffen: „Wir müssen mehr Bahn mit weniger Menschen schaffen“, sagt Finanzvorstand Levin Holle.

DB-Finanzvorstand Levin Holle
DB-Finanzvorstand Levin Holle © Max Lautenschläger/DB

30.000 Stellen sollen innerhalb von fünf Jahren gekürzt werden. Allein in der Verwaltung sollen 1500 Stellen wegfallen. Mit der Ausgabensperre seit März werden laut Bahn bereits mehrere Hundert Millionen Euro eingespart.

Pünktlichkeit: mangelhaft

Wegen mangelnder Pünktlichkeit und den Netzsanierung ist der Passagierzustrom der DB im Fernverkehr abgeebbt. Die Güterbahn machte nicht nur mehr Verlust, sondern transportierte im ersten Halbjahr auch zehn Prozent weniger Fracht. Insgesamt fuhr die Deutsche Bahn im ersten Halbjahr unterm Strich, also nach Zins- und Steuerzahlungen, einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro ein. Im Vorjahreszeitraum betrug das Minus 70 Millionen Euro. Allein im operativen Geschäft fiel nun ein Verlust von 680 Millionen an. Der Umsatz ging um drei Prozent auf 22,3 Milliarden Euro zurück. Dass die Bahn dennoch im Gesamtjahr einen Gewinn vor Steuern und Zinszahlungen von rund einer Milliarde Euro erreichen will, liegt an Rückzahlungen des Bundes, denn die Deutsche Bahn war für die Sanierung von Strecken in Vorleistung gegangen.

Krise im Fernverkehr

Der Konzern räumt nun ein, dass neben dem Netz vor allem einzelne Sparten saniert werden müssen. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr werde im Gesamtjahr zwischen 63 und 67 Prozent liegen - also unter den angepeilten 70 Prozent. Die Krise im Fernverkehr begründet die Bahn auch mit Unwettern und den Streiks der Gewerkschaft GDL, die die Bahn insgesamt 300 Millionen Euro gekostet haben sollen. Zudem mache sich das günstige Deutschlandticket im Nahverkehr bemerkbar, durch das mehr Menschen mit Regional- statt Fernzügen führen.

Nennenswert schwarze Zahlen schrieb allein die internationale Spedition Schenker, die zum Verkauf steht. Sie erzielte einen Betriebsgewinn von 520 Millionen Euro, aber auch das sind 100 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Bahn will für Schenker noch 2024 einen Käufer finden. Die Erlöse sollen vor allem in den Schuldenabbau fließen. Der Konzern ist trotz einer Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro durch den Bund in diesem Jahr mit 33 Milliarden Euro verschuldet.