Zuletzt machte der 58-jährige Investor Schlagzeilen in Zusammenhang mit Ermittlungen der Justiz. Erst im April verlor er einen Schadenersatzprozess gegen das Land Burgenland, das ihn bei der WKStA angezeigt hatte. Es ging um gemeinnützige Wohnungsgenossenschaften. Der Vorwurf: Der gebürtige Oberösterreicher soll das Land über den Tisch gezogen haben. Auch im Zuge der Untersuchungen gegen seinen Rechtsanwalt, den Ex-Justizminister und späteren Verfassungsrichter Wolfgang Brandstetter, fiel sein Name: Michael Tojner.

Jetzt muss sich der der Öffentlichkeit weitgehend Unbekannte mit den grauen Locken wieder unangenehme Fragen stellen lassen. Der deutsche Batteriehersteller Varta, der mehrheitlich Tojner gehört, ist zum Sanierungsfall geworden. Varta braucht 100 Millionen Euro frisches Kapital und eine radikale Sanierung.

Tojner am „Forbes“-Cover. „Austria‘s Mister 300 Prozent“
Tojner am „Forbes“-Cover. „Austria‘s Mister 300 Prozent“ © Forbes

Ist der Multiinvestor ein Vorbildunternehmer oder ein Spekulant? Schon früh bewies Tojner betriebswirtschaftliches Talent. Im Alter von 20 Jahren betrieb er Eisverkaufsstände an belebten Plätzen in Wien, die ihn innerhalb weniger Jahre zum Schilling-Millionär machten. Als Sohn eines Installateurs wuchs er in bescheidenen Verhältnissen in Haag in Niederösterreich auf, studierte Jus und Betriebswirtschaft in Wien, promovierte an beiden Fakultäten. Dass es ihm beruflich um Beteiligungsfinanzierung gehen würde, zeichnete sich schon in seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Eine betriebswirtschaftliche und rechtliche Analyse von Venture Capital“ ab. Tojner war Mitbegründer von bwin und Global Equity Partners, investierte in mehr als 50 Jungunternehmen. 2006 gründete er die Industriegruppe Montana Tech Components, zu der die Unternehmen Alu Menziken, Universal Alloy Corporation, Asta, Alpine Metal Tech, Aluflexpack – und eben Varta gehören. Eines seiner zahlreichen Unternehmen (mit Sitz der Wiener Mariahilfer Straße) heißt Erzengel Michael Beteiligungsverwaltung. Seit 1986 ist Tojner Mitglied der katholischen Studentenverbindung KAV Bajuvaria Wien im Österreichischen Cartellverband.

Bereits seit den 1990er-Jahren ist Tojner auch im Immobiliengeschäft tätig. Bekannteste Projekte sind der Kauf des Intercontinental Wien am Stadtpark und die Alte Postzentrale an der Dominikanerbastei. Im Interconti hat Tojner den Club 20 initiiert, ein Veranstaltungsformat, in dessen Rahmen hochkarätige Gäste aus Wirtschaft, Politik, Industrie und Wissenschaft aktuelle wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen diskutieren. Der Doppeldoktor sitzt auch im Aufsichtsrat des Auktionshauses Dorotheum. Unter Präsident Alexander Wrabetz wurde der verheiratete Vater von sechs Kindern 2022 Präsidiumsmitglied des SK Rapid Wien, der ihn auf seiner Homepage als einen „der erfolgreichsten Unternehmer der Republik“ beschreibt.

Tojners Vermögen übersteigt die Milliardengrenze bei Weitem. Die Zeitschrift Trend reihte ihn 2023 auf der Liste der reichsten Österreicher auf Platz 29 ein – mit einem Vermögen von 1,75 Milliarden Euro. Und nach Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz schaffte Tojner es als erst zweiter Österreicher auf das Cover des US-Wirtschaftsmagazins „Forbes“. „Forbes“ nennt ihn „Austria’s Mister 300 Prozent“. Der Rückschlag mit Varta dürfte ihn also kaum bremsen.