Vor mehr als 65 Jahren wurde Österreichs größte Fluggesellschaft, die Austrian Airlines, in Wien gegründet. Als Teil des Lufthansa-Konzerns fokussiert sich das Streckennetz mit mehr als 120 Destinationen hauptsächlich auf Zentral- und Osteuropa. Derzeit sorgen um die 1000 Pilotinnen und Piloten dafür, dass Menschen in ihre Wunschdestination gelangen. Die 24-jährige gebürtige Bayerin Demia Böhme ist eine davon und sticht vor allem aufgrund ihres Alters besonders hervor. Sie ist derzeit nämlich die jüngste Pilotin im Cockpit der „Austrian Airlines“.

Einmal im Cockpit, immer im Cockpit

Den Beruf Pilotin hatte Böhme lange Zeit nicht auf ihren Radar, obwohl sie gerne mit dem Flieger reiste. Weder in der Schule wurde ihr der Beruf vermittelt, noch kannte sie jemanden, der fliegt. Als sie aufwuchs, saßen klassisch auch immer zwei Männer im Cockpit. Mit 15 Jahren absolvierte Böhme in Kanada ein Highschool-Jahr. Ihre Gastmutter, welche am Schalter für Flüge zum Festland arbeitete, bat ihr an, das Cockpit einmal anzuschauen.

„Ich kann es nicht beschreiben, aber ich saß einmal im Cockpit und wusste einfach, ich werde Pilotin“, so Böhme, die an diesem Abend ihrem Papa sofort die frohe Nachricht verkündete. Besonders stolz ist die 24-Jährige darauf, dass sie es ohne Hilfe von anderen so weit geschafft hat. „Ich habe meine größte Leidenschaft zum Beruf gemacht“, so denkt Böhme über ihre tägliche Arbeit, auch wenn sie manchmal stressig ist. Vor kurzem durften auch Böhmes Eltern das erste Mal mit im Cockpit sein, ein ganz besonderes Erlebnis für die Familie. „Für meinen Papa bin ich immer noch das kleine Mädchen und auf einmal sitze ich ganz vorne und fliege einen Airbus. Endlich habe ich es geschafft, ich bin da, wo ich seit 15 Jahren sein will“, erzählt Böhme.

Die Kompetenz zählt, nicht das Geschlecht

Bei den „Austrian Airlines“ liegt der Anteil an Pilotinnen derzeit bei fünf Prozent, was sich mit dem Bewerbungsanteil von ebenfalls fünf Prozent deckt. Dennoch ist das Arbeitsumfeld nach wie vor männerdominiert. Für Böhme ist aber klar, dass jede Frau selbst ihren Weg finden muss. Zu Beginn ihrer Ausbildung hatte die gebürtige Bayerin schon das Gefühl gehabt, sie müsse sich beweisen, aber aufgrund ihrer eigenen Unsicherheiten, die sie mit der Zeit ablegen konnte. Bei der AUA hat Böhme nicht das Gefühl, sie müsse sich gegenüber ihren männlichen Kollegen beweisen. Ihre Kompetenzen stehen im Vordergrund und nicht ihr Geschlecht.

Dennoch kommen immer wieder Reaktionen von den Passagieren, wenn diese merken, dass eine Frau im Cockpit sitzt. In den meisten Fällen sind diese positiv wie „Ich habe noch nie eine Co-Pilotin gesehen“ oder „Eine Frau fliegt heute“. „Manchmal würde ich mir schon wünschen, dass keine Reaktionen kommen, denn wenn mein männlicher Kollege fliegt, gibt es auch keine. Das ist etwas, was sich nur dann ändert, wenn man es vorlebt, dass es normal ist“, sagt Böhme. Negativen Zwischenrufen will die junge Pilotin weder Raum noch eine Stimme geben. Für sie ist es nämlich egal wer vorne sitzt, denn nicht das Geschlecht bestimmt die Qualifikation für diesen Beruf, sondern die Kompetenz. „Keine junge Frau oder kein junger Mann soll sich von irgendjemandem entmutigen und sich in vorgefertigte Bilder oder Rollen hineinpressen lassen“, betont die junge Pilotin, die davon überzeugt ist, wenn man was wirklich möchte, dass man dies auch erreicht.

Pilotin Demia Böhme | Als Pilotin oder Pilot muss man verantwortungsbewusst aber auch teamfähig sein
Pilotin Demia Böhme
| Als Pilotin oder Pilot muss man verantwortungsbewusst aber auch teamfähig sein © AUA

Nach dem Abitur hoch hinaus

Direkt nach ihrem Abitur in Deutschland startete die damals 18-Jährige ihre Flugausbildung. Während ihrer Flugpraxis in den USA wurde ihre Ausbildung aber unterbrochen. Nach einer Pause und der Unsicherheit, wie es in der Flugbranche weitergehen könnte, wollte Böhme nicht länger warten und nahm ihren Berufsweg selber in die Hand. Da die heute 24-Jährige schon immer sehr technisch begeistert war, begann sie Maschinenbau auf der TU in Graz zu studieren. Nach einem Jahr folgte die Gewissheit, die Ausbildung durfte in Wiener Neustadt fortgesetzt werden, die sie parallel zum Studium Ende 2021 abschloss.

Zu diesem Zeitpunkt war für die frisch gebackene Pilotin klar, dass die AUA ihr Ziel ist, leider stellte die Airline keine Piloten ein. Böhme studierte weiter. Fast ein Jahr später ergriff die junge Pilotin nun ihre Chance, bewarb sich und durchlief erfolgreich die Assessments. Im Herbst 2023 begann Böhme bei den „Austrian Airlines“, seit März 2024 fliegt sie als „First Officer“, auch Co-Pilotin genannt, für die Linie. „Auch wenn der Weg mühsamer war, hätte ich so viel verpasst, wenn ich darauf verzichtet hätte, nur weil manche Menschen immer noch glauben, dass man das als Frau nicht kann“, erzählt sie der Kleinen Zeitung. Die Faszination für das Fliegen, ist bei Böhme noch lange nicht verblasst. Kein Flug ist für sie wie der andere, der Arbeitsalltag, wird nie alltäglich.