Die heimischen Fitnesscenter haben ihren Corona-Schock in Summe überwunden und erholen sich zusehends, zeigt eine Studie der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) im Auftrag der Wirtschaftskammer. Die Sorge der Branche, die Menschen würden nun mit eigenen Hanteln zuhause weitertrainieren, trat nicht ein. Ende 2023 erreichten die Betriebe mit knapp 1,2 Millionen Mitgliedern das Niveau von 2019. Fast einem Fünftel der Anbieter geht es aber schlecht.

Die Entwicklung innerhalb der Branche war uneinheitlich, es kam zu Verschiebungen. 18,7 Prozent der im Zuge der Studie zu ihrer gegenwärtigen Situation befragten Betriebe gaben an, dass es ihnen immer noch eher schlecht bzw. schlecht geht. Nur einem Drittel gehe es gut bis sehr gut, fast die Hälfte (48,1 Prozent) sei zufrieden, berichtete einer der Studienautoren, Ralf Capelan, am Donnerstag in einer Pressekonferenz mit dem Fachverband Freizeit- und Sportbetriebe der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in Wien.

Niveau vor der Pandemie

Bei einem Großteil der Fitnessbetriebe (65,4 Prozent) ist die Zahl der Trainierenden bereits auf dem Niveau von vor der Pandemie. Damit liegt Österreich in etwa gleichauf mit Deutschland (63,8 Prozent), aber weit hinter der Schweiz (80,7 Prozent). Weitere 17,4 Prozent der Anbieter glauben daran, die Mitgliederzahlen von einst noch heuer erreichen zu können. 17,2 Prozent meinen jedoch, dass das erst 2025 oder noch später der Fall sein wird.

Vor allem den Betrieben, die schon vor der Pandemie wirtschaftlich nicht gut aufgestellt waren, machen nun Zinssteigerungen, hohe Energiekosten und Mietanstiege zu schaffen, wie der WKÖ-Bundesbranchensprecher der österreichischen Fitnessbetriebe, Christian Hörl, zur APA sagte. Die staatliche Coronahilfen trugen das Gros der Branche durch die Krise. „Das war die Rettung - es kam auch schnell was und relativ unkompliziert“, betonte Hörl. „Nach Corona sind die Mitgliederzahlen sehr rasch gestiegen und wir sind in etwa wieder dort, wo wir waren.“

Nur 50 Prozent betreiben Sport

In Österreich betreiben dem Branchensprecher zufolge „nur 50 Prozent“ der Bevölkerung überhaupt Sport. 13,1 Prozent der gesamten Bevölkerung trainieren in Freizeit- und Fitnessanlagen - das sind etwas weniger als in der Schweiz (14,9 Prozent) und Deutschland (13,4 Prozent), aber deutlich weniger als in Holland (über 17 Prozent) und Skandinavien (über 20 Prozent), wie Capelan erläuterte.

„Nach Corona war eine relativ schwierige Zeit - die Branche hat sich stark erholt“, so Capelan. Zum Ende der Pandemie hin - 2022 - hätten die Mitgliederzahlen um gut 14 Prozent zugelegt, im abgelaufenen Jahr dann nochmals um fast 6 Prozent. „Da sieht man, die Menschen kommen wieder zurück.“ Man könne „ganz klar sagen, die Nachfrage nach Fitnesstraining wächst weiter“. Auch die Entwicklung in den ersten Monaten 2024 sei sehr gut gewesen. Gleichzeitig sei auch noch viel Potenzial nach oben vorhanden.

Bei Fitness gespart

Positiv von der Corona-Pandemie ableiten könne man, „dass das Bewusstsein für das Thema Fitness und das eigene Fit-Sein gestärkt ist, dass die Leute zurückgekommen sind und die Fitnessstudios als Ort der Bewegung und des Sports wählen“, hielt Hörl fest. „Vor Corona haben die Leute eher bei Fitness gespart“, bekräftigte Capelan.

Immerhin knapp 37 Prozent kommen der Studienumfrage zufolge mit dem Motiv die Gesundheit zu erhalten; bei rund 20 Prozent steht der Lifestyle im Sinne sozialer Aspekte und eines gehobenen Lebensstils im Vordergrund, etwa 9 Prozent suchen Wellness, also Entspannung, Erholung und mentalen Ausgleich. Nur etwas mehr als ein Drittel sind klassische Muskeltrainierende, die ihre Leistungsfähigkeit verbessern wollen.

Durchschnittsalter bei 38,8 Jahren

Das Durchschnittsalter der Mitglieder liege bei 38,8 Jahren, berichtete Sarah Kobel, Leiterin Wissenschaft und Forschung an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement.
In den Fitnessstudios herrscht traditionell ein Kommen und Gehen: jedes Jahr verließen gut 26 Prozent die Anlagen, so Capelan. Grund dafür sind etwa Wegzug oder Motivationsverlust.

Die zuletzt 1.322 Betriebe beschäftigen österreichweit rund 20.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - zwei Drittel davon geringfügig beziehungsweise frei, ein Drittel festangestellt. Drei Viertel aller Anlagen haben ihre Preise erhöht - von 2023 auf 2024 um 6,4 Prozent. Im Schnitt über alle Anbieter gesehen beträgt der Monatsbeitrag knapp unter 50 Euro. Die Branche kam 2023 auf einen Nettoumsatz von 615 Mio. Euro, nach 507 Millionen im Jahr davor. Vor Corona hatten die Verkaufserlöse 514 Mio. Euro erreicht. Die Steigerung ist nominell, also nicht inflationsbereinigt.