Eine gewissermaßen paradoxe Marktsituation führt zum größten Auftrag in der Firmengeschichte der Ilzer M&H. Einerseits läuft in den USA der Ausbau erneuerbarer Energien in rasantem Tempo an – alleine 2023 wurden Solaranlagen mit einer Kapazität von 33 Gigawatt installiert. Zugleich führt ausgerechnet dieser Ausbau zu einem Boom von stationären, gasbetriebenen Kleinkraftwerken. Dabei kommen vor allem ältere, umgebaute Flugzeugtriebwerke zum Einsatz, die das US-Stromnetz stabilisieren sollen, wenn die Sonne einmal nicht scheint.

Just an dieser, durchwegs kuriosen, Stelle kommt die Expertise eines steirischen Unternehmens zum Tragen. Die Modifikation der in die Jahre gekommenen Turbinen erfordert nämlich Luftfahrtwissen auf der einen und viel Material-Verständnis auf der anderen Seite. Zwei Stärken von M&H, ein Unternehmen, das sich seit geraumer Zeit auf 3D-Druck spezialisiert hat.

30 Beschäftigte: M&H fertigt auch für die Luftfahrtindustrie oder die Formel 1
30 Beschäftigte: M&H fertigt auch für die Luftfahrtindustrie oder die Formel 1 © Lueflight

Nach einer Pilotphase, die bis zum Herbst andauert, sollen bis 2031 laut M&H in Ilz schlussendlich „über 2500 additiv gefertigte Turbinenschaufeln“ hergestellt und für den niederländischen Konzern FIB Industries nach Texas geliefert werden. Zum Einsatz kommen die Schaufeln dann am Abgasstrang der Turbineneinheit. Konkret liefert M&H komplexe, hohle, Strukturelemente aus dem hitzebeständigen Material Inconel 718, einer nickelbasierten Legierung.

Teil der Beauftragung seien laut M&H darüber hinaus „umfangreiche Bauteilprüfungen“. Dazu zählen etwa „Materialanalysen, die nach der Herstellung durchgeführt werden, chemische Überprüfungen, Zugproben, Dichtewürfeltests und Rissprüfungen“. In Summe führe das zum größten Auftrag der M&H-Firmengeschichte und einem Volumen in zweistelliger Millionenhöhe.

„Für unser Unternehmen markiert die langfristige Beauftragung einen echten Meilenstein“, heißt es dazu von M&H-Chef Patrick Herzig. Der Auftrag betone nicht nur die „Kompetenz der M&H im 3D-Metalldruck“, sondern würde auch die „Position auf dem internationalen Markt stärken“. Mit der hauseigenen Maschine SLM800, laut Unternehmensangaben „einer der größten 3D-Metalldrucker österreichweit“, hätte man in Sachen Präzision und Steifigkeit der Produkte neue Bestleistungen erzielen können.