Zur Wochenmitte hatten noch die unerwartet niedrigen US-Inflationszahlen für Rückenwind an den internationalen Aktienmärkten gesorgt, da sie Hoffnungen auf eine näher rückende Leitzinssenkung in den USA geschürt haben. Diese wurden nur Stunden später von der US-Notenbank Fed zunichtegemacht. Die Hoffnungen auf mehrere Zinssenkungen noch in diesem Jahr verflüchtigen sich. Die Fed deutete für das laufende Jahr nur eine Zinssenkung an – eine Abkehr von den bisher drei prognostizierten Zinsschritten. Alle seien sich einig, dass das weitere Vorgehen von den Daten abhängen werde, sagte Fed-Chef Jerome Powell.

An den Börsen sorgte das am Donnerstag für Katerstimmung. In Wien gab der Leitindex ATX um sehr deutliche 1,58 Prozent nach. Der DAX in Frankfurt verlor 1,96 Prozent und fiel auf den tiefsten Stand seit Anfang Mai. Der Eurozonen-Leitindex Euro-Stoxx-50 knickte um 1,97 Prozent ein, auch das der tiefste Stand seit Anfang Mai. Der britische FTSE-100 sank um 0,63 Prozent.

US-Zinssenkung erst im Dezember?

Von einer „Geldpolitik in der Warteschleife“ sprach Analyst Eric Winograd vom Investmenthaus AllianceBernstein im Zusammenhang mit der Fed-Entscheidung. Er rechnet nicht mit einem deutlichen Rückgang der Inflation in den USA. „Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr nur einmal senken wird“ – und das voraussichtlich erst im Dezember.

Dabei sollte man „die jüngsten Zahlen zum US-Verbraucherpreisindex von der Denkweise der Fed trennen“, betonte Jean Boivin, Leiter des BlackRock Investment Institute. „Es ist klar, dass die Fed, die schon lange mit Zinssenkungen beginnen wollte, sich allmählich an die Tatsache gewöhnt hat, dass die Zinsen länger hoch bleiben müssen – nicht nur kurzfristig, sondern auch längerfristig.“

Autoaktien leiden unter drohenden Strafzöllen

Die Aktien der deutschen Autohersteller wurden unterdessen von drohenden europäischen Sonderzöllen auf chinesische Elektrofahrzeuge und möglichen Vergeltungsmaßnahmen Chinas schwer belastet. Für die Volkswagen-Vorzugsaktien ging es um 3,5 Prozent abwärts nach Verlusten am Vortag. Aber auch die Kurse der Premium-Hersteller Porsche AG, Mercedes-Benz und BMW gaben deutlich nach. Die Anteilsscheine der VW-Dachholding Porsche SE sanken gar um 5,8 Prozent.

 „Die geplanten Strafzölle können sehr schnell nach hinten losgehen“, warnte Marktexperte Andreas Lipkow. „Sollte China angemessen reagieren, wird das die deutschen Autobauer besonders hart treffen.“