Der 500.000 Euro teure Trailer „Am Wörthersee“ mit Schauspiel-Stars wie Manuel Rubey hat im April für Schlagzeilen gesorgt. Wie berichtet, war er als unkonventionelle Werbung für die Region Wörthersee-Rosental gedacht, denn die Serie gibt es „noch nicht“. Was sich ändern könnte, denn mit dem Streamingdienst Netflix laufen noch Verhandlungen. „War das Innovation oder Irrsinn?“, fragte Barbara Haas von der Kleinen Zeitung beim dritten Female Wirtschaftstalk der Kleinen Zeitung im Klagenfurter Hotel Moser-Verdino.

Für die Gastreferentin, die Tourismusexpertin Heide Pichler Herritsch, ist es zwar Marketing mit einem gewissen Risiko gewesen, doch sie betont: „Innovation braucht auch ein bisschen Irrsinn.“ Denn nur, wer etwas riskiere, könne gewinnen. Sie selbst ist vor dem Risiko nie zurückgeschreckt. Denn nach einer internationalen Karriere im Marketingbereich ist sie als geschäftsführende Gesellschafterin des Familien-Unternehmens in Heiligenblut mit Hotel, Intersport und Souvenirshop in die alte Heimat zurückgekehrt, bevor sie nach 17 Jahren ihre Anteile verkaufte und zu ihrem Mann nach Velden gezogen ist. Am Wörthersee hat die selbstständige Unternehmensberaterin unter anderem ein SeeBnB aufgezogen. Mittlerweile ist es zwar verkauft, aber die Touristikerin hat noch viel vor. Denn die „Schönwetter-Branche“ Tourismus habe in Kärnten einige Herausforderungen zu stemmen. Eine zentrale sei der Mitarbeitermangel, aber man müsse – ohne zu jammern – auch fehlende Strukturen konkret ansprechen.

Ein gutes Beispiel dafür, was in Kärnten derzeit den Urlaubern noch fehlt, hatte Marlies Tschernitz vom Streklhof parat. „Wir brauchen Radwege und Wanderwege“, sagt die Veldener Hotelierin. Doch auch „mehr Selbstbewusstsein“, sei gefragt, meinte etwa Ruth Büchlmann von der Agentur Uppercut, die für ihre Heyn- und Stadtwerke-Werbung jetzt gleich zweimal mit dem Staatspreis Werbung ausgezeichnet wurde. Das bekräftigte auch Kleine-Zeitung-Geschäftsführerin Xenia Daum, die betonte, dass unter anderem der „Charme als Gastgeberinnen“ in Kärnten einzigartig ist.

200 Hochzeiten aber zu wenig Standesbeamte

Man müsse für sein Unternehmen „brennen“, um auch bei anderen einen Funken zu entfachen, waren sich die Teilnehmerinnen einig. Doch mitunter gäbe es auch große Stolpersteine. Ein Extrembeispiel nannte Heike Skorianz vom Gipfelhaus Magdalensberg. 200 Hochzeiten seien bei dem vor Kurzem erweiterten Restaurant- und Hotelbetrieb gebucht, doch die Gemeinde sei nicht in der Lage, die Standesbeamten zu organisieren und habe auch beim Ausbau quergeschossen. Schlecht auf die Politik ist auch Daniela Strohecker vom Einrichtungsstudio Diseno zu sprechen. Denn die Stadt Klagenfurt lasse Verkaufsflächen im magistratseigenen Gebäude in der Paulitschgasse lieber leer stehen, als es zu vermieten. Darauf konterte Maria Knauder, Bürgermeisterin von St. Andrä, ihr wären Unternehmerinnen wie Strohecker in der Stadtgemeinde überaus willkommen, da Leerstände schwer zu füllen seien.