Im ersten Halbjahr 2024 ist die Anzahl der Firmenpleiten in Kärnten um 5,7 Prozent gestiegen. Über 102 Unternehmen wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet, weitere 84 Insolvenzanträge wurden mangels Vermögen abgewiesen. Wie der KSV1870 festgestellt hat, kam es zu einer Verschiebung von den nicht eröffneten Verfahren zu den eröffneten. „Das ist sehr erfreulich und ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Transparenz in der Wirtschaft“, betont Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 in Kärnten. Im Bundesländervergleich liegt Kärnten mit den Zuwächsen bei den Pleiten auf Platz sieben. Die höchste Steigerungsrate verzeichnete das Burgenland (plus 84 Prozent), gefolgt von Vorarlberg (plus 82,4 Prozent) und Wien (plus 36,2 Prozent). Tirol ist das einzige Bundesland, das keinen Anstieg bei den Firmenpleiten hatte.

Bei der Schuldensumme der insolventen Unternehmen erzielte Kärnten mit einem Zuwachs um 823 Prozent auf 240 Millionen Euro einen negativen Rekord. Für fast 60 Prozent der Passiva sind die Insolvenzen rund um „Silent Yachts“ und die „ASAP-Gruppe“ verantwortlich. Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung vom Almdorf Seinerzeit Touristik schlägt sich mit 24,3 Millionen Euro zu Buche. Die Konkursverfahren der Ilgenfritz-Gruppe summieren sich auf 13,2 Millionen Euro Passiva. Wiesler-Hofer geht davon aus, dass die Insolvenzentwicklung in Richtung Jahresende seine Fortsetzung finden wird. Wie im Jahr 2019 seien etwa 325 Fälle zu erwarten.

Private höher verschuldet

Einen leicht positiven Trend verzeichnet Kärnten bei den Privatkonkursen. Die Anzahl der Schuldenregulierungsverfahren sank um 3,3 Prozent auf 349 Schuldenregulierungsverfahren. Allerdings stieg die Schuldensumme um 24 Prozent auf 41 Millionen Euro. Beim KSV1870 rechnet man bald mit einem Zuwachs bei den Privatkonkursen. „Aus der Vergangenheit wissen wir, dass sich Privatkonkurse immer mit einer gewissen Verzögerung im Vergleich zu den Firmenpleiten einstellen. Anfangs leben die Menschen von ihren Ersparnissen und können ihren Konsum, soweit es möglich ist, auf ein Minimum reduzieren“, sagt Wiesler-Hofer. Die Expertin rät Personen, die in finanzielle Turbulenzen geraten sind, sich frühzeitig Hilfe zu suchen.

Barbara Wiesler-Hofer
Barbara Wiesler-Hofer © Traussnig