Liebe, Sex und Tod: Mit den großen Themen des Lebens hat Luciano Benetton gemeinsam mit dem Fotografen Oliviero Toscani Werbe-Geschichte geschrieben. Seit 1986 engagierte der Modeunternehmer den Fotografen immer wieder für provokative Kampagnen für den Treviser Textilkonzern. Bilder wie der Kuss einer Nonne und eines Priesters haben sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Als Toscani anfing, Porträts von zum Tode Verurteilten in US-Gefängnissen zu machen, wurde dem Modekonzern vorgeworfen, Mörder zu glorifizieren.

Mittlerweile ist der Großunternehmer und Milliardär 89 - aber von Altersmilde keine Spur. „Ich wurde von meinen Managern verraten“, schimpft Benetton, der immer noch die Funktion des Aufsichtsratspräsidenten bei Benetton bekleidet, in einem aktuellen Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Unter anderem soll ihm Firmenchef Massimo Renon ein „dramatisches Budgetloch“ in Höhe von 100 Millionen Euro verschwiegen haben. (Renon prüft nun eine Klage wegen Rufschädigung.) Bei der Aktionärsversammlung am 18. Juni will der Mann mit dem nun schon etwas schütteren weißen Lockenkopf seinen Rücktritt einreichen. Benetton war 2018 (mit 82 Jahren) aus der Pension in die Konzernführung zurückgekehrt, nachdem er 2012 schon einmal abgedankt hatte. Grund waren schon damals die schlechten Bilanzen.

Wegen Billigmode unter Druck

Damit ist Benetton um ein unschönes Kapitel Firmengeschichte reicher. Seit Jahren steckt der Konzern, der in weltweit 80 Ländern mit mehr als 3700 Geschäften vertreten ist, in der Krise. Denn nun wird Benetton provoziert: von der Billigmode-Konkurrenz. Aktuell strukturiert Benetton sein Europa-Geschäft um und strafft das Filialnetz.

Gestartet hat Luciano Benetton als Quereinsteiger. Nach dem Tod seines Vaters verließ er als 14-Jähriger die Schule und wurde Verkäufer in einem Stoffgeschäft. Mit 18 begann er bunte Pullis herzustellen. Gemeinsam mit seinen drei Geschwistern Giuliana, Gilberto und Carlo gründete er 1965 die Marke.

Luciano Benetton 2019
Luciano Benetton 2019 © AP/Luca Bruno

Mit seiner Frau Maria Teresa Maestri hat Benetton vier Kinder: Mauro (62), Alessandro (60), Rossella (58) und
Rocco (54), der in den Jahren 2000 bis 2001 den firmeneigenen Formel-1-Rennstall managte. Das Modegeschäft ist heute ein sehr kleiner Bereich der familiären Tätigkeiten geworden. Unter anderem mischt die Familie Benetton bei der Raststätten-Kette Autogrill mit, kontrolliert über die Holding Edizione Flughäfen, Banken, Autobahnbetreiber. So wie das Unternehmen Atlantia, dem wiederum Autostrade per l‘Italia untergeordnet ist - der Betreiber der maroden Katastrophenbrücke von Genua. Bei dem Einsturz der Morandi-Autobahnbrücke am 14. August 2018 waren 43 Personen ums Leben gekommen.