In den vergangenen Jahren reihte sich Rekord um Rekord: Immer mehr Privathaushalte haben sich Photovoltaikanlagen installieren lassen und mit ihrem Netzbetreiber entsprechende Verträge abgeschlossen, die gewährleisten, dass jene Strommengen, die nicht selbst verbraucht oder allenfalls gespeichert werden können, ins Netz eingespeist werden. Dafür gibt es entsprechende Einspeisetarife. Diese lagen am Höhepunkt der Energiekrise in lichten Höhen – sind zuletzt aber sehr kräftig gesunken. Für Aufregung sorgt nun, wie berichtet, die Ankündigung der Energie AG (EAG) Oberösterreich, wonach die PV-Einspeiseverträge von rund 20.000 Kundinnen und Kunden gekündigt werden. Ihnen wurden bisher mindestens 15,73 Cent pro kWh garantiert. Nun wird ihnen ein neuer Tarif angeboten, „der sich am Referenzmarkt orientiert“, wie das Unternehmen mitteilt. Damit geht eine massive Absenkung der Tarife einher. Für April hätten die Betroffenen mit dem neuen Vertrag 3,12 Cent erhalten. Zur Anwendung kommen also „dynamische Tarife“, die sich auf den Referenzwert für PV beziehen, den die E-Control jeden Monat für den Vormonat veröffentliche, so die EAG.

Woran liegt der aufsehenerregende Schwenk? Bei der EAG argumentiert man damit, dass die Erzeugungsspitze bei PV bis Jahresende höher liegen werde als der Verbrauch. Dieser Überschuss müsse am internationalen Markt zu Marktpreisen verkauft werden. Dort schwankt der Preis je nach Angebot binnen kürzester Zeit – daher orientiert man sich bei Vergütungen nun ebenfalls an Marktpreisen.

Blickt man auf die genannte Referenzwerte, die die E-Control auf ihrer Website auflistet, zeigt sich folgendes Bild: Der höchste Wert wurde im August 2022 mit 47,79 Cent je kWh ausgewiesen, im Dezember 2022 waren es noch 28,79 Cent/kWh. Dann ging es fast kontinuierlich nach unten (wie auch die Stromtarife): Im Dezember 2023 waren es noch 7,49 Cent – und mittlerweile sind es 3,12 Cent.

Tarif von 4,63 Cent je Kilowattstunde

Das Vorgehen, das die EAG rechtlich für wasserdicht hält, sorgt naturgemäß für Unmut. Wie handhaben das andere Versorger und Netzbetreiber? Die Tarife der Energie Steiermark sind zuletzt ebenfalls gesunken, Kündigungen, so wird versichert, werde es aber keine geben. Laut Konzernsprecher Urs Harnik zählt die Energie Steiermark derzeit 25.500 Einspeisekunden. Davon seien 13.000 Verträge (die bis Ende 2022 abgeschlossen wurden) derart gestaltet, dass jeweils im letzten Quartal des Jahres ein via Preisermittlungsverfahren fixierter Tarif für das nächste Jahr übermittelt wird. Dieser liege für das gesamte Jahr 2024 bei 11,79 Cent je kWh.

Alle, die ab 2023 einen Vertrag abgeschlossen haben, kommen nicht mehr in diesen Genuss. Für diese 12.500 Verträge gilt ein „quartalsweise variabler Abnahmepreis“. Dieser liegt für das laufende Quartal bei 4,63 Cent je kWh (exkl. Umsatzsteuer). Im ersten Quartal 2024 waren es noch 7,63 ct/kWh. „Wir liegen aber immer noch klar über dem Marktpreis von 3,12 Cent“, so Harnik.

Zuletzt immer stärker gefragt, sei aber auch das Modell „smartCOMMUNITY“, so könne eigener PV-Überschusstrom beispielsweise an Nachbarn, Familie, Freunde, Bekannte verkauft werden – zu individuell vereinbarten Tarifen, wie Harnik betont. Dahinter steht das Tochterunternehmen „SmartEnergy“.

„Stromverbrauch in der Steiermark um 11,9 Prozent gesunken“

Das Vorgehen der EAG will man bei der Energie Steiermark nicht werten, Harnik sagt aber, „dass es rund um die PV-Kunden andere Signale braucht“. Keineswegs dürfe der Eindruck entstehen, dass man diese Kunden nicht haben wolle, „sie sind ein ganz wesentlicher Beitrag zur laufenden Energiewende“. So habe sich die Zahl der PV-Einspeiser bei der Energie Steiermark im Vergleich zu 2019 nahezu verzehnfacht, allein im Vorjahr seien mehr als 15.000 neu hinzugekommen. „Diese Entwicklung hat entscheidend dazu beigetragen, dass in diesem Zeitraum der Stromverbrauch in der Steiermark um 11,9 Prozent gesunken ist“. Harnik: „Es wäre auch fatal, aus einem sinkenden Strompreis abzuleiten, dass es nicht mehr sinnvoll ist, eine eigene PV-Anlage zu installieren. Die Strompreise an der Börse können auch wieder in die andere Richtung drehen, ein wichtiges Argument für eine PV-Anlage ist zudem die Abdeckung des Eigenverbrauchs.“

Der Tarifkalkulator der E-Control bietet hier auch die Möglichkeit, die aktuell gültigen Tarife zur Überschusseinspeisung zu vergleichen. Auch der Branchenverband PV Austria bietet hier einen Überblick über jene Energieversorgungsunternehmen, die Ihren produzierten und überschüssigen PV-Strom abkaufen.