Die für die Energiewende nötigen kritischen Rohstoffe sind 2023 deutlich billiger geworden. Das liege vor allem an einem stark gestiegenen Angebot, schreibt die Internationale Energieagentur IEA in einem Bericht am Freitag. Das für Batterien so wichtige Lithium kostet nur mehr ein Viertel, Preise für Kobalt, Nickel und Graphit sind um 30 bis 45 Prozent zurückgegangen. Das dürfe aber nicht über den massiven Investitionsbedarf hinwegtäuschen.
Nach zwei Jahren mit drastischen Anstiegen seien die Preise nun wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Das habe zum Rückgang der Kosten für Batterien um 14 Prozent beigetragen, was die Konsumenten freue. Trotz niedrigerer Preise dürfe nun aber die Bereitschaft zu Investitionen nicht nachlassen, drängt die IEA in ihrem zweiten Bericht über kritische Rohstoffe. Denn selbst bei Umsetzung aller bisher angekündigten Projekte könnten bis 2040 nur 50 Prozent des erwarteten Lithium- und 70 Prozent des Kupferbedarfs gedeckt werden. Daher müsse mehr investiert werden.
Geografische Diversifizierung nötig
Alleine für den Abbau von Kupfer, Nickel, Lithium, Kobalt und Seltenen Erden seien bis 2040 knapp 800 Milliarden Dollar an Investitionen nötig – davon für Kupfer 490 Milliarden und für Nickel 190 Milliarden Dollar. Der hohe Kapitalbedarf liege auch daran, dass die Erzvorkommen immer weniger ertragreich werden. Der globale Markt für kritische Rohstoffe dürfte sich im Zuge des Umbaus zur CO2-neutralen Wirtschaft bis 2040 auf 770 Milliarden Dollar (710 Milliarden Euro) verdoppeln, schätzt die IEA.
Die IEA setzt sich aber auch für eine geografische Diversifizierung ein, denn die derzeit sehr hohe Konzentration bei der Versorgung mit einzelnen Rohstoffen sei problematisch. Das gilt vor allem für Graphit, das zu rund 80 Prozent in China abgebaut und zu praktisch 100 Prozent in China aufbereitet wird. Nickel kommt zu über 50 Prozent aus Minen in Indonesien und wird fast zur Hälfte dort aufbereitet. Bei Kobalt wiederum werden zwei Drittel im Kongo geschürft, allerdings dort nicht weiterverarbeitet - dafür landet mehr als die Hälfte wieder in China. Und bei der Herstellung von Anoden und Kathoden geht ohne China - und ansatzweise Korea - nichts.
85 Prozent der Produktionskapazität für Batteriezellen in China
Die IEA zeigt die Abhängigkeit der Welt von China am Beispiel der Batterieproduktion. China verfüge über 85 Prozent der Produktionskapazität für Batteriezellen und 90 Prozent der Produktionskapazitäten für Kathoden- und 98 Prozent der Anoden-Produktionskapazitäten weltweit. Über die Hälfte der weltweiten Verarbeitung von Lithium und Kobalt findet in China statt. Das Land beherrscht die gesamte Graphitanoden-Lieferkette. China produziert auch zwei Drittel der Elektrofahrzeuge der Welt. In fast allen Phasen der mittel- und nachgelagerten Lieferkette hat China seinen Marktanteil seit 2021 erhöht. Das bedeute geostrategische Risken für den Rest der Welt.