Georg Brandstätter weiß, worauf es in seiner Branche ankommt: „Ich bin seit 35 Jahren in der Kosmetik und habe meine Marken bis nach Dubai verkauft.“ Im April 2023 hatte er auf der „Business Cosmetik in München“, einer der größten Fachmessen in Europa, dennoch ein prägendes Aha-Erlebnis, wie er erzählt: „Dort, wo rund 400 Aussteller aus mehr als 20 Ländern normalerweise neue Wirkstoffe für Anti-Aging und Durchfeuchtung präsentieren, ging es nur noch um Materialeinsparung und Recyclingfähigkeit. Große deutsche Firmen haben große Anstrengungen unternommen, um bis zu 50 Prozent Material einzusparen. Dass die Verpackung dann noch das Füllgut aushält, ist die große Herausforderung.“

Brandstätter ließ der Gedanke nicht mehr los, selbst eine Refill-Möglichkeit für Kosmetik in den Handel zu bringen. Sein Ansatz: Die Karton-Verpackung von Kosmetik wird nach dem Kauf zu 100 Prozent weggeworfen. „In Österreich sind das pro Jahr rund 800 Tonnen Karton allein aus dem Drogeriemarkt.“ Hinzu kämen noch Beipackzettel und die Cellophanierung.

Kein Stilbruch im Regal

Die Idee, ganz auf die Karton-Verpackung der Kosmetik zu verzichten, lag freilich auf der Hand. Bei hochwertigen Produkten (das ist in der Drogerie die Preisklasse um die 30 Euro) ist das dem Handel aber noch zu heftig, wie Brandstätter sagt. Der Stilbruch in den Regalen der Drogeriemärkte wäre zu heftig.

Brandstätter tüftelte also an einer Papierverpackung mit integriertem Spender aus recyceltem Plastik, die es im ersten Schritt ermöglicht, Papier und Kunststoff, wenn der Spender leer ist, sauber getrennt zu entsorgen. Der zweite viel spannendere Schritt ist aber, wie er sagt, dass im Regal (für Kunden, die das möchten) allein der Spender mit dem Produkt angeboten wird, der in die alte Verpackung eingeschraubt wird. „Neben einer formschönen nachhaltigen Verpackung ist der Effekt auch eine hohe Kundenbindung für das Produkt.“

Drei bis vier Nachfüllungen

Gemeinsam mit Roland Schachner von der Styria Print in Gratkorn entwickelte Brandstätter die neue „Cellstar Faltschachtel“, die sowohl händisch als auch maschinell effizient produziert werden kann und so in verschiedenste Fertigungsprozesse integriert werden kann, angepasst an die Bedürfnisse der Kunden. Der Karton hält laut Brandstätter das Feuchte-Milieu im Badezimmer aus und – abhängig von der Behandlung, die man ihm angedeihen lässt – drei bis vier Nachfüllungen. „Im Moment sind wir die einzigen, die das anbieten können“, ist Brandstätter stolz und ergänzt: „Wir könnten in der Branche der Dominostein sein, der, wenn er fällt, auch die anderen in Bewegung versetzt.“

Kundinnen verlangen danach

Das Ergebnis interner Marktforschung gibt Brandstätter recht: „Wir rennen bei den Konsumentinnen offene Türen ein. Sie sind nicht nur reif für diese Veränderungen, sie verlangen sie sogar. Verpackungsmüll ist in Zeiten wie diesen einfach unerwünscht“, sagt Brandstätter. Aber die beste Idee könne nicht umgesetzt werden, wenn der Handel nicht mitspielt. Konkret denkt er dabei an Drogeriemärkte, weil hier die breite Masse erreichbar ist. „Wir haben die Gespräche mit unseren Handelspartnern bereits positiv abgeschlossen und werden noch heuer im Herbst unsere Verpackung ins Regal bringen – mit einem Cellstar-Anti-Aging-Produkt,“ kündigt er die Premiere an. In den ersten vier Monaten seien etwa 25.000 wiederbefüllbare Faltschachteln das Ziel.