Dass Haimburg bei Völkermarkt ein wichtiges Bindeglied für die europäische Kreislaufwirtschaft ist, davon überzeugten sich bei einer Werksführung unter anderen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Lidl-Österreich-CEO Alessandro Wolf am Donnerstag. Der riesige, auf mehrere Hallen aufgeteilte Recycling-Standort von PreZero Polymers kann in einem Jahr 55.000 Tonnen vorsortierten Kunststoff verarbeiten.

„Seit der Übernahme 2019 investieren wir einen zweistelligen Millionenbetrag“, sagt Robert Lackner, Geschäftsführer von PreZero Österreich. Das ehemalige Werk von Sky Plastic sei noch weiter spezialisiert und ausgebaut worden. Hundert Mitarbeiter werden aktuell beschäftigt. Allein in die neue Schredderhalle, die derzeit entsteht, werden acht Millionen Euro investiert. 2025 soll die neue Anlage in Betrieb gehen. Die Zerkleinerung wird eine Maschine vom Oberkärntner Unternehmen Lindner Recyclingtech übernehmen.

„Es braucht verbindliche Quoten“

„Der Kreislaufwirtschaft gehört die Zukunft. Wir wollen wertvolle Materialien bestmöglich recyceln und so Rohstoffe und Energie sparen und die Umwelt schützen. Die Arbeit von PreZero Polymers leistet da einen wichtigen Beitrag“, betonte Gewessler beim Rundgang. Durch die Vereinheitlichung der Plastiksammlung habe man für Klarheit gesorgt. Für die Industrie gebe es jetzt die notwendige Sicherheit für ihre Investitionen. Kritisch zu den niedrigen Preisen für „Virgin Plastics“, also zu fabriksneuem Kunststoff, äußerte sich Frank Rieker, Chef von PreZero International. Mit diesen könne man mit Kunststoffrezyklaten nicht mithalten.

Grünen-Landessprecherin Olga Voglauer, Ministerin Leonore Gewessler und Geschäftsführer Robert Lackner unterhielten sich über den Kunststoff-Kreislauf
Grünen-Landessprecherin Olga Voglauer, Ministerin Leonore Gewessler und Geschäftsführer Robert Lackner unterhielten sich über den Kunststoff-Kreislauf © Tengg

Rückendeckung verspricht die geplante Verpackungsverordnung (PPWR). „Es braucht eine verbindliche Quote für recyceltes Plastik. Österreich hat sich dafür stets eingesetzt“, so Gewessler, die von einem Abschluss noch vor der Europawahl ausgeht. Aktuell gibt es so eine Quote nur für PET-Flaschen, die bis 2030 auf 30 Prozent angehoben wird. Zukünftig soll der Kunststoff-Recyclinganteil aller Lebensmittelverpackungen gesteigert werden. Ab 2030 soll etwa für sonstige Kunststoffverpackungen eine Mindestquote von 35 Prozent gelten. „Unsere Anlagen- und Sortiertechnik hier am Standort Haimburg ist die modernste in Österreich. Aufgrund einer stetigen Weiterentwicklung und Modernisierung ist sie bestens geeignet, die von der Politik vorgegebenen Quoten mit umzusetzen“, betont Lackner.

In Haimburg werden Zehntausende Tonnen Plastikmüll wieder in Granulat verwandelt. Als Kunststoffrezyklat gelangen sie zurück in den Handel
In Haimburg werden Zehntausende Tonnen Plastikmüll wieder in Granulat verwandelt. Als Kunststoffrezyklat gelangen sie zurück in den Handel © Prezero/eventbox.at

Expansionspläne in Österreich

Zudem bringe PreZero mit dem Bau einer neuen Sortieranlage im niederösterreichischen Sollenau die Kreislaufwirtschaft im Land voran und schließt damit eine geografische Sortierlücke. Mit der Gesamtinvestition von circa 90 Millionen Euro entstehen dort bis 2025 rund 65 neue Arbeitsplätze. Bislang wurde die Vorsortierung nämlich an einem Standort in Bayern durchgeführt. Das gemeinsam mit Lidl zur Schwarz-Gruppe gehörige Unternehmen bezieht das Altplastik neben Österreich aus Deutschland und Italien, wo ebenfalls Recyclinganlagen beliefert werden. Den Weg in den Handel finden Produkte aus recyceltem Plastik im heimischen Handel unter anderem in den mehr als 250 Lidl-Filialen. Besonders im Spielzeugsegment wird verstärkt mit der klimafreundlicheren Alternative geworben.